Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 85,4 Punkte, nach 86,6 Punkten im August, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Die Unternehmen waren erneut mit der aktuellen Lage unzufriedener und auch die Erwartungen fielen pessimistischer aus. Unterdessen senkten auch die Forscher des IMK der Böckler-Stiftung ihren Konjunkturausblick für dieses Jahr.
„Die deutsche Wirtschaft gerät immer stärker unter Druck“, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest zu dem vierten Rückgang in Folge. Dem Ifo zufolge sank etwa der Index im Verarbeitenden Gewerbe auf den niedrigsten Wert seit Juni 2020. Hier verschärfte sich der Auftragsmangel.
Im Dienstleistungssektor waren die Firmen laut Ifo „spürbar weniger zufrieden mit der aktuellen Lage“. Die Erwartungen fielen hingegen etwas weniger skeptisch aus, im Tourismus und im Gastgewerbe verbesserte sich die Stimmung sogar. Im Handel verschlechterten sich sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch der Ausblick.
Im Bausektor stieg der Index. Das lag laut dem Institut an weniger pessimistischen Erwartungen der Unternehmen. Mit den laufenden Geschäften waren sie allerdings etwas unzufriedener.
Der Ifo-Index basiert auf etwa 9000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Dienstleistungssektors, des Handels und des Bauhauptgewerbes. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen.
„Die trübe Stimmung erklärt sich aus der Vielzahl transformativer Herausforderungen und gleichzeitig starkem Gegenwind im internationalen Handel“, kommentierte die Chefvolkswirtin der Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, die Zahlen. Das schließe den gestiegenen Wettbewerbsdruck durch China und seine industriellen Überkapazitäten ein. Gerade mit Blick auf Unternehmensinvestitionen seien die Ergebnisse „schlechte Nachrichten, denn diese hängen stark von der Unternehmensstimmung und insbesondere den Geschäftserwartungen ab“.
Christoph Swonke von der DZ Bank bezeichnete Deutschland als „neues Sorgenkind der Euroländer“. Ein Aufschwung sei nicht in Sicht. Der ING-Analyst Carsten Brzeski sprach von einem „sich selbst verstärkenden Teufelskreis der wirtschaftlichen Stagnation“, in dem die deutsche Wirtschaft derzeit gefangen sei.
Passend dazu passte nach der Absenkung mehrerer Konjunkturprognosen von Wirtschaftsforschern nun auch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung seinen Konjunkturausblick nach unten an. 2024 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einem Wachstum von 0,0 Prozent auf der Stelle treten, erklärte das IMK. Gegenüber seiner vorherigen Prognose vom Juni reduzierte das Institut seine Wachstumserwartung damit um 0,1 Prozentpunkte.
Als Gründe für die Stagnation führte das IMK eine verhaltene Nachfrage aus dem Ausland sowie die Fiskalpolitik der Bundesregierung an – diese sei restriktiv und unstet und bremse damit „sowohl das Konsumentenvertrauen als auch Investitionen“. Zudem verwiesen die Forscherinnen und Forscher auf eine „trotz erster Zinssenkungen“ nach wie vor zu straffe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).
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