Maul- und Klauenseuche: Was Tierhalter in Kassel wissen müssen

Am vergangenen Freitag wurde erstmalig seit 1988 das Virus der Maul- und Klauenseuche (MKS) bei einer Wasserbüffelherde in Brandenburg nachgewiesen.

Landkreis Kassel – Dies hat auch Auswirkungen auf die Tierhalter im Landkreis Kassel, da für das Virus neben Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen auch andere Klauentiere wie Alpakas, Lamas, Büffel sowie Zoo- und Wildtiere empfänglich sind.

„Die Landwirte werden aufgefordert, verstärkt auf das Vorliegen von Symptomen der MKS zu achten“, erklärt Dr. Sabine Kneißl, Leiterin des Fachbereichs Veterinärwesen und Verbraucherschutz. „Dazu gehören Fieber und häufig nur eine verminderte Milchleistung bei Milchkühen oder geringere Zunahmen bei Mastrindern und -schweinen. Auf der Haut und den Schleimhäuten kann das Virus Bläschenbildung verursachen, die für die Tiere sehr schmerzhaft sind. Deswegen speicheln befallene Tiere vermehrt und fressen nicht oder nur sehr wenig. Treten die Bläschen am oberen Klauenrand auf, verursachen sie Schmerzen und führen zu Bewegungsunlust und Lahmheiten. Vor allem bei Jungtieren können tödliche Verläufe auftreten. Bei erwachsenen Tieren verläuft die Krankheit oft ohne äußerliche Symptome.“ Bei Auffälligkeiten, die denen der Blauzungenkrankheit sehr ähnlich sind, sollte der bestandbetreuende Tierarzt hinzugezogen werden.

Das Virus ist hochansteckend und wird direkt über Tierkontakt sowie über alle Körperausscheidungen wie Milch, Speichel, Kot oder Sperma übertragen, aber auch über die Atemluft. Dadurch kann sich die Krankheit sehr schnell über größere Distanzen ausbreiten. Dr. Christina Werner, Fachdienstleitung Tierseuchenbekämpfung beim Landkreis Kassel, erläutert: „Die Landwirte sollten zum jetzigen Zeitpunkt ihre Biosicherheitsmaßnahmen verstärken. Dazu gehört neben der Beschränkung des Personen- und Fahrzeugverkehrs auch eine verstärkte Schadnagerbekämpfung und der Schutz vor Wildtieren. Betriebsfremden Personen, die Zutritt zu den Stallungen haben müssen, sollte bestandseigene Schutzkleidung zur Verfügung gestellt werden.“

Eine Impfung gegen die MKS ist im Grundsatz verboten. Es besteht nach EU-Recht lediglich die Möglichkeit einer sogenannten Notimpfung von betroffenen Beständen in den Sperrzonen. Ob eine Impfung in Brandenburg vorgenommen wird, hänge vom weiteren Fortgang der Seuche ab.

Situation im Landkreis

„Um die Bestände im Landkreis bestmöglich zu schützen, sollten in nächster Zeit keine Veranstaltungen stattfinden, bei denen Klauentiere verschiedener Herkünfte zusammenkommen. Bereits geplante Veranstaltungen sollten abgesagt werden“, fasst Dezernent Thomas Ackermann die Empfehlungen des hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt zusammen.

Dazu werden auch im Tierpark Sababurg entsprechende Vorkehrungen getroffen. Die Kontaktbereiche, in denen Klauentiere leben, werden für das Publikum gesperrt. Der Tierpark selbst bleibt weiterhin geöffnet, ebenso die Kontaktbereiche der Tiere, die nicht für MKS empfänglich sind (u.a. Pinguine, Kaninchen, Wellensittiche).

„Auch die Landwirte im Landkreis sind besorgt ob der neu auftretenden Seuche“, erklärt Lorenz Dilling vom Kreisbauernverband Kassel. „Viele von ihnen waren im vergangenen Jahr von der Blauzungenkrankheit schon arg betroffen und haben Angst vor weiteren Tierverlusten. Die Verschleppung der MKS in unseren Landkreis hätte weitere enorme wirtschaftliche Folgen für jeden Betrieb. Auch jetzt schon, da aktuell viele Drittländer aufgrund des MKS-Ausbruchs in Brandenburg Sperren für Waren aus Deutschland verhängt haben.“

xity.de