Die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und die Debatte über das Gebäudeenergiegesetz (GEG) haben der deutschen Heizungsindustrie ein Rekordjahr beschert. Im Jahr 2023 legte der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel zu, wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) am Montag mitteilte. Geprägt war das Jahr von Sondereffekten: Auf einen Nachfrageboom bei Wärmepumpen folgte eine gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen.
2023 wurden in Deutschland insgesamt 1,3 Millionen Wärmeerzeuger abgesetzt, wie der BDH mitteilte. Das entspreche einem Wachstum von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Einen Absatz in ähnlicher Größenordnung hätten die Hersteller „zuletzt in den 90er Jahren“ erzielt, als die heiztechnische Modernisierung der neuen Bundesländer in die Bilanz eingeflossen war.
Allerdings ist das Rekordergebnis demnach „von Vorzieh- und Sondereffekten gekennzeichnet“. In der ersten Jahreshälfte hätten die Hersteller „einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen“ verzeichnet, der unter anderem auf die Sorge der Verbraucherinnen und Verbraucher vor einer möglichen Gasmangellage infolge des Ukraine-Kriegs zurückging.
In der zweiten Jahreshälfte 2023 habe dann jedoch die Debatte um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die künftige staatliche Förderung für eine gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen gesorgt, während sich der Absatz von Wärmepumpen rückläufig entwickelte, erklärte der BDH.
Auch die stark rückläufige Neubautätigkeit im vergangenen Jahr wirkte sich demnach auf die Heizungsindustrie aus. Im Gegensatz zu den Wärmeerzeugern gab es bei sogenannten heiztechnischen Systemkomponenten wie Heizkörpern, Fußbodenheizungen oder Lüftungssystemen laut BDH keinen Boom.
Für das erste Halbjahr des neuen Jahres zeigt sich die Heizungsindustrie trotz der derzeit noch immer „hohen Verunsicherung im Markt und den eher verhaltenen Erwartungen der Hersteller“ optimistisch. „Mit Inkrafttreten des GEG und der neuen Förderrichtlinie besteht jetzt endlich Planungssicherheit für alle Marktteilnehmer und vor allem für die Verbraucherinnen und Verbraucher“, erklärte BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. Damit sei „jetzt der richtige Zeitpunkt, sich mit der Heizungsmodernisierung zu beschäftigen und die Wärmewende in den eigenen vier Wänden anzugehen“.
Vor diesem Hintergrund appellierte der BDH gemeinsam mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima an die Politik, eine Informationsoffensive über heiztechnische Lösungen und neue Förderungen zu starten. „Aus Paragrafen müssen jetzt eingebaute Heizungen werden“, forderte BDH-Hauptgeschäftsführer Staudt.
© AFP