Im Tarifkonflikt bei der Lufthansa-Ferienfluggesellschaft Discover hat die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mit Unverständnis auf einen Tarifabschluss der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit dem Unternehmen reagiert und erwägt nun weitere Streiks. „Sollte die Discover eine Tarifierung mit der VC weiterhin kategorisch ausschließen, sind Arbeitskampfmaßnahmen im Sommer und darüber hinaus wieder im Bereich des Möglichen“, erklärte VC-Präsident Andreas Pinheiro bereits am Donnerstagabend. Verdi und Discover hoben am Freitag hingegen die Vorteile der Einigung hervor.
VC-Präsident Pinheiro kritisierte, „dass jetzt die Tarifierung mit einer Gewerkschaft erfolgen soll, die keinen Rückhalt in der Belegschaft hat, mag auf den ersten Blick für den Arbeitgeber einfacher erscheinen, wird aber zu keiner nachhaltigen Lösung führen“. Nun seien die Mitglieder der Pilotengewerkschaft am Zug: Die VC werde im Rahmen einer weiteren Urabstimmung über Forderungen zum Mantel- sowie Vergütungstarifvertrag abstimmen lassen, kündigte er an.
Verdi betonte dagegen am Freitagmorgen, dass „nach monatelangen Sondierungsverhandlungen und einem tagelangen Verhandlungsendspurt“ eine Tarifeinigung für beide Berufsgruppen gelungen sei – sowohl für das Kabinen- als auch das Cockpitpersonal. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn es liegt deutlich über den Forderungen, die in den vergangenen Monaten öffentlich erhoben wurden“, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.
Konkret werden demnach die bereits zum Anfang des Jahres erhöhten Vergütungen der rund 500 Cockpitbeschäftigten „tarifvertraglich abgesichert“ und darüber hinaus um jährlich fünf Prozent erhöht. Damit betrage die Vergütungssteigerung unter den Cockpitbeschäftigten „mindestens 15,7 Prozent“, teilte Verdi mit. Weitere Einkommenszuwächse hätten durch zusätzliche Stufensteigerungen im Vergütungssystem erzielt werden können.
„Die Vergütungen der rund 1400 Kabinenbeschäftigten, die entgegen der Cockpitbeschäftigten Anfang des Jahres noch keine Vergütungserhöhungen erhielten, steigen ab 2024 um monatlich 450 Euro an“, führte Verdi weiter aus. In den Folgejahren würden die Vergütungen ebenfalls um jährlich fünf Prozent erhöht. Dadurch ergebe sich „eine erzielte Vergütungserhöhung von 34,1 bis 38,4 Prozent“.
Zusätzlich zu den Gehaltssteigerungen erhalten die Beschäftigten beider Berufsgruppen demnach unter anderem jährliche Sonderzahlungen in Höhe eines 13. Gehaltes, zwölf zusätzliche freie Tage im Jahr, höhere Zulagen und weniger mögliche Eingriffe seitens des Unternehmens in die Dienstpläne.
Nach Angaben des Unternehmens gelten die Tarifverträge für die knapp 500 Cockpit- und 1400 Kabinen-Mitarbeitenden rückwirkend ab 1. Juli bis Ende 2027. Der Abschluss mit Verdi sei „eine gute Nachricht für unsere Mitarbeitenden und unsere Gäste und markiert als Ersttarifierung einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte unserer jungen Airline“, erklärte Discover-Chef Bernd Bauer.
„Nicht ausblenden darf man dabei, dass der Abschluss auch mit deutlichen Kostenbelastungen und Einschränkungen unserer Planungsflexibilität einhergeht“, fügte er hinzu. Hier sei das Unternehmen „an die Grenzen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“ gegangen. „Dadurch, dass wir mit Verdi beide Berufsgruppen in einem Tarifwerk vereinen, hatten wir allerdings finanziell auch einen leicht größeren Gestaltungsspielraum, weil wir Komplexität im System vermeiden“, erklärte Bauer.
Discover ist der neue Ferienflieger der Lufthansa Group. Die Fluggesellschaft hat ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main, betreibt eine Flotte von 27 Flugzeugen und beschäftigt rund 2000 Menschen.
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