Europa wählt: In Deutschland und mehreren anderen Staaten haben am Sonntagmorgen die Wahllokale für die Wahl des EU-Parlaments geöffnet. In Deutschland ist die Stimmabgabe bis 18.00 Uhr möglich – danach werden erste Prognosen auf Grundlage von Nachwahlbefragungen erwartet. Insgesamt waren mehr als 360 Millionen Europäer zu dem Urnengang aufgerufen, um 720 Mitglieder des Europäischen Parlaments zu bestimmen.
Insgesamt wird am Sonntag in 21 Staaten gewählt. Unter anderem begann der Urnengang auch in Österreich und Frankreich, dem EU-Land mit der zweitgrößten Bevölkerung nach Deutschland. Einige Länder hatten bereits in den vergangenen Tagen gewählt. Ergebnisse für die gesamte EU werden erst am späten Abend veröffentlicht, wenn in allen EU-Staaten die Wahllokale geschlossen sind.
Im künftigen EU-Parlament werden 96 EU-Abgeordnete aus Deutschland kommen, wo rund 65 Millionen Menschen wahlberechtigt sind. Mehr als 1400 Kandidatinnen und Kandidaten aus 35 Parteien und sonstigen Gruppierungen treten an. Erstmals dürfen auch Wählerinnen und Wähler im Alter von 16 und 17 Jahren an der Europawahl in Deutschland teilnehmen – dies betrifft laut Statistischem Bundesamt rund 1,4 Millionen Menschen.
Als erste hatten am Donnerstag bereits die Wahlberechtigten in den Niederlanden ihre Stimme abgegeben, am Freitag folgten Irland und Tschechien, am Samstag unter anderem Lettland und Malta. Auch in Italien begann am Samstag die Wahl, sie wird am Sonntag fortgesetzt. In dem südlichen EU-Land ist der Urnengang erst um 23.00 Uhr vorbei. Ab 20.15 Uhr soll es von der EU aber erste Prognosen für das Europaparlament auf Basis von Nachwahlbefragungen und Teilergebnissen geben.
Umfragen deuteten auf einen Rechtsruck im Europäischen Parlament hin. Allerdings dürfte letzten Erhebungen zufolge die konservative Europäische Volkspartei (EVP), zu der auch CDU und CSU gehören, weiter die meisten Abgeordneten stellen. Laut einer Politico-Umfrage könnte sie 173 Sitze erringen, die Sozialdemokraten (S&D) könnten 143 Abgeordnete stellen und die Liberalen 75.
Die Rechtsaußen-Fraktion Europäische Konservative und Reformer (EKR) mit der Partei von Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni käme der Umfrage zufolge auf 76 Sitze, die kleinere Identität und Demokratie (ID) um Frankreichs Rechtspopulistin Marine Le Pen auf 67 Abgeordnete.
Der Ausgang der Wahl hat auch entscheidenden Einfluss auf die Top-Posten in Brüssel, wo EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf eine zweite Amtszeit hofft.
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