Die deutsche Industrie rechnet mit einem erneuten Rückgang ihrer Produktion in diesem Jahr. „Deutschland fällt 2024 voraussichtlich weiter zurück“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, am Montag zum Auftakt der Hannover Messe. „Wir rechnen mit einem Minus in der Industrieproduktion um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“
Bei den Exporten ist demnach nach einem Rückgang um 1,5 Prozent im vergangenen Jahr kein erneutes Absinken – aber auch kein Anstieg zu erwarten. „Trotz moderater Erholungsaussichten dürfen wir uns nichts vormachen: Insgesamt zeigen die Produktionszahlen schon seit Jahren einen besorgniserregenden Abwärtstrend“, sagte Russwurm.
Die Industrieunternehmen haben seit dem russischen Angriff auf die Ukraine besonders unter den stark gestiegenen Energiepreisen gelitten. Hinzu kamen die hohen Zinsen, die Investitionen erschwerten, und bereits zuvor hatten viele Betriebe in der Corona-Pandemie mit Lieferengpässen zu kämpfen. Neben „wettbewerbsfähigen und langfristig planbaren“ Energiepreise fordert der Sektor insbesondere weniger Bürokratie und niedrigere Steuern.
Das Verhältnis der Wirtschaftsverbände zur Bundesregierung und insbesondere mit dem Kanzleramt war zuletzt jedoch unterkühlt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte wiederholt angedeutet, dass er die Klagen der Industrie und anderer Branchen für übertrieben halte. Russwurm und andere Wirtschaftsvertreter warfen ihm daraufhin vor, ihre Probleme nicht ernst zu nehmen.
In seiner Eröffnungsrede bei der Hannover Messe am Sonntag bekräftigte Scholz seine Haltung. „Lassen Sie uns den Wirtschaftsstandort Deutschland stark machen und nicht schwach reden“, sagte er und verwies darauf, dass die Bundesregierung unter anderem umfangreiche Maßnahmen beim Bürokratie-Abbau auf den Weg gebracht habe.
Die Hannover Messe ist nach Angaben des Veranstalters die weltweit wichtigste Industriemesse. Mehr als 4000 Unternehmen aus dem Maschinenbau, der Elektro- und Digitalindustrie sowie der Energiewirtschaft stellen dort demnach Lösungen für eine „leistungsstarke“ und „nachhaltige“ Industrie vor.
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