Die USA und Deutschland haben nach CNN-Informationen in diesem Jahr einen von Russland geplanten Mordanschlag auf Rheinmetall-Chef Armin Papperger vereitelt. Die US-Geheimdienste hätten die deutschen Behörden über den Plan informiert und daraufhin hätten letztere Schutzmaßnahmen für Papperger ergriffen, berichtete der US-Nachrichtensender am Donnerstag unter Berufung auf mehrere Behördenquellen. Russland soll den Anschlag auf Papperger demnach wegen der Lieferungen des Düsseldorfer Rüstungskonzerns an die Ukraine geplant haben.
In dem CNN-Bericht hieß es weiter, Moskau habe eine ganze Serie von Morden an europäischen Managern der Rüstungsbranche geplant, welche die Ukraine im Krieg gegen die russischen Invasionstruppen unterstützen. Der Plan für den Anschlag auf den Rheinmetall-Chef sei aber der am weitesten fortgeschrittene gewesen.
Der „Spiegel“ berichtete am Donnerstagabend unter Berufung auf Sicherheitskreise, westliche Nachrichtendienste hätten in den vergangenen Monaten auffällige Reisen mutmaßlicher Agenten beobachtet. Die Männer sollen demnach aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen, mindestens einer aus Russland. Teils seien sie bereits im Schengen-Raum gewesen, teils hätten Einreisen bevorgestanden.
Verdächtige seien sowohl in der Nähe der Rheinmetall-Zentrale als auch an Reisezielen von Papperger im Ausland festgestellt worden. Leitende Beamte mutmaßten dem „Spiegel“ zufolge, dass es sich um von Moskau angeheuerte Handlanger gehandelt haben könnte. Für Festnahmen hätten die Hinweise jedoch nicht gereicht.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wollte sich beim Nato-Gipfel in Washington nicht im Einzelnen zu dem CNN-Bericht äußern. Es sei aber sehr genau bekannt, „dass wir uns auf vielfältige Weise Bedrohungen seitens russischer Aktivitäten ausgesetzt sehen und das auch sehr sorgfältig beachten“.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte zu dem CNN-Bericht, dieser bestätige den „hybriden Angriffskrieg“, den Russland führe. „Und das unterstreicht erneut, dass wir gemeinsam als Europäer uns bestmöglich schützen müssen und nicht naiv sein dürfen“, fügte sie hinzu.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte beim Gipfel der Allianz in Washington, es gebe ein „Muster“ in Russland, „feindliche Aktionen gegen Nato-Verbündete auszuführen“. Dazu zählten unter anderem Cyberangriffe und Giftanschläge. Im Einzelnen kommentierte er die CNN-Angaben nicht.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, sagte dem TV-Sender Welt, er könne „über Geheimdienstangelegenheiten nicht sprechen“, verwies aber darauf, dass der russische Präsident Wladimir Putin in der Vergangenheit Waffen- und Munitionslieferungen deutscher und US-Rüstungsfirmen für das Voranschreiten des Krieges verantwortlich gemacht habe.
„Dies ist ein Mann, dessen eigene Verteidigungsindustrie stark erodiert ist, und der versucht, sie zu stärken“, sagte Kirby. Putin habe klargemacht, „dass die Unterstützung, die der Westen der Ukraine bietet, (…) allein dafür sorgen, dass der Krieg weitergeht.“
Rheinmetall wollte sich nicht zu dem CNN-Bericht äußern. Zu Fragen der Konzernsicherheit dürfe sich das Unternehmen grundsätzlich nicht öffentlich äußern. „In regelmäßiger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden werden stets die erforderlichen Maßnahmen getroffen“, erklärte ein Unternehmenssprecher auf AFP-Anfrage.
Papperger selbst sagte in der „FAZ“ (Freitagsausgabe), er gehe noch von einer langen Kriegsdauer aus. Der Abnutzungskrieg schade zwar auch Russland, sagte der Rheinmetall-Chef demnach. „Aber dauern kann er noch ewig, Russland hat seine Industrie komplett auf Kriegswirtschaft umgestellt.“ Deshalb geht Papperger auch von einem anhaltendem Wachstum für das Rüstungsunternehmen aus – 2024 soll der Umsatz um 40 Prozent zulegen.
© AFP