Mutmaßlicher Anschlag in Brandenburg: Stromausfall in Tesla-Werk und Haushalten

Ein mutmaßlicher Brandanschlag im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg hat zu großflächigen Stromausfällen unter anderem im Tesla-Werk in Grünheide geführt.

Ein mutmaßlicher Brandanschlag im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg hat am Dienstag zu großflächigen Stromausfällen unter anderem im Tesla-Werk geführt. Die Produktion kam zum Stillstand. Das Landeskriminalamt ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verurteilte den mutmaßlichen Anschlag auf die kritische Infrastruktur als „Form von Terrorismus“. Die Polizei prüfte unterdessen ein im Internet veröffentlichtes Bekennerschreiben.

Nach Polizeiangaben setzten Unbekannte am frühen Dienstagmorgen in einem Ortsteil von Gosen-Neu Zittau zwischen Steinfurt und Hartmannsdorf einen Hochspannungsmast in Brand, woraufhin die Stromversorgung in zahlreichen umliegenden Ortschaften sowie im nahen Tesla-Werk in Grünheide ausfiel. Nach Angaben einer Tesla-Sprecherin kam es zu einem Produktionsstillstand, die Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt. Zunächst war unklar, wann die Produktion wieder aufgenommen werden kann.

Nach Angaben des Energieunternehmens Edis gab es Versorgungsausfälle in Freienbrink, Erkner, Neuzittau, Dahlwitz-Hoppegarten, Neuenhagen, Woltersdorf, Gosen und Schöneiche. Am späten Dienstagvormittag konnten durch Umschaltungen alle betroffenen Gemeinden wieder versorgt werden – mit Ausnahme einer großen Industrieansiedlung sowie eines Logistikzentrums, wie es hieß.

Experten von Edis bereiteten demnach gemeinsam mit Partnerfirmen die Reparatur der Schäden an dem Hochspannungsmast vor und warteten auf die Freigabe durch die Ermittlungsbehörden. Das Landeskriminalamt ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung. Die Polizei war unter anderem mit Hubschraubern, Drohnen, einer Einsatzhundertschaft und Diensthunden im Einsatz.

Ein Polizeisprecher sagte, die Echtheit eines auf einer Internetplattform veröffentlichten Bekennerschreibens der „Vulkangruppe Tesla abschalten“ werde geprüft. Die Gruppe erklärte: „Wir haben heute Tesla sabotiert.“ Sie forderte eine „komplette Zerstörung der Gigafactory“ und warf Tesla „extreme Ausbeutungsbedingungen“ und eine Verseuchung des Grundwassers vor.

„Es handelt sich offenbar um einen schweren Anschlag auf unsere kritische Infrastruktur mit Konsequenzen für tausende Menschen sowie viele kleine und große Betriebe in unserem Land“, erklärte Woidke in Potsdam. Anschläge auf die kritische Infrastruktur seien „eine Form von Terrorismus“. Nötig sei nun ein konsequentes Durchgreifen des Rechtsstaats, betonte der Ministerpräsident. „Sollte sich der Verdacht eines terroristischen Anschlags erhärten, wird der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernehmen müssen.“

Auch Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sprach von einem „perfiden Anschlag“ auf die Strominfrastruktur. Tausende Menschen seien von der Grundversorgung abgeschnitten und in Gefahr gebracht worden. „Der Rechtsstaat wird auf einen solchen Sabotageakt mit aller Härte reagieren“, erklärte der Innenminister.

Mit Blick auf ein nahes Protestcamp von Umweltaktivisten sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Potsdam, es werde in alle Richtungen ermittelt. Aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide hatten Umweltaktivisten in der vergangenen Woche ein nahes Waldstück besetzt. Nach Angaben der Initiativen Robinwood und „Tesla Stoppen“ wurden dort unter anderem Baumhäuser errichtet.

Beide Initiativen erklärten am Dienstag, sie seien für den mutmaßlichen Anschlag nicht verantwortlich. Robin Wood sei „eine gewaltfreie Aktionsgemeinschaft für Natur und Umwelt“, hieß es etwa von der Organisation.

Tesla will neben dem 300 Hektar großen Werksgelände auf zusätzlichen rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als hundert Hektar Wald in einem Landschaftsschutzgebiet gerodet werden.

Eine Mehrheit der Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Grünheide hatte sich in einer Bürgerbefragung gegen die Erweiterung des Tesla-Geländes um 170 Hektar ausgesprochen. Das Votum ist für die Gemeinde nicht bindend.
© AFP

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