Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat einen schleppenden Ausbau der Schieneninfrastruktur in Deutschland angeprangert. „In Europa wächst die Schieneninfrastruktur, aber wir in Deutschland stehen massiv auf der Bremse“, sagte Russwurm den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Derzeit gebe es im deutschen Schienennetz „definitiv zu wenig Kapazität“. Die Infrastruktur sei überlastet und sanierungsbedürftig, Genehmigungen und der Bau bräuchten zu lange. „Wenn wir über zusätzliche Strecken oder Gleise an bestehenden Strecken sprechen, dauert es von der ersten Idee bis zum ersten Zug Jahrzehnte“, sagte Russwurm.
Der BDI-Chef kritisierte außerdem eine sinkende Pünktlichkeit im deutschen Güterverkehr. Firmen würden zwar mit einem gewissen Vorlauf und Puffern bei dem Bezug von Teilen oder Vorprodukten planen, sagte Russwurm den Funke-Zeitungen. „Aber natürlich kann es nicht der Anspruch einer führenden Wirtschaftsnation wie Deutschland sein, dass Unpünktlichkeit quasi zur Regel wird.“
Zweifel äußerte Russwurm am Ziel der Bundesregierung, bis 2030 gut ein Viertel des Transportvolumens in Deutschland über die Schiene abzuwickeln. „Das halte ich für illusorisch“, sagte der BDI-Präsident. „Dafür müsste ein Drittel mehr Güter auf die Schiene. Und zwar ein Drittel eines Transportvolumens, das weiter wachsen wird.“
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