Bamberg – Ob außergewöhnliches Engagement in der Flüchtlingshilfe, jahrzehntelanges Wirken an der Spitze eines Sportvereins oder zentrale Steuerung in der Corona-Pandemie: Mit der Stadtmedaille wurden am Donnerstag bei der Festsitzung im Hegelsaal der Konzerthalle sieben Persönlichkeiten ausgezeichnet, „die allgemeines Ansehen genießen und sich durch besondere Leistungen um das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger besondere Verdienste erworben haben“, so Oberbürgermeister Andreas Starke in seiner Ansprache. Starke, der die Ehrung mit dem Zweiten Bürgermeister Jonas Glüsenkamp und dem Dritten Bürgermeister Wolfgang Metzner vornahm, zeigte sich beeindruckt von dem breiten Tätigkeitsfeld der Geehrten, die „eine wunderbare Eigenschaft vereint: Sie alle sind echte Vorbilder!“ Für die „große Leidenschaft, mit der sie sich in den Dienst der Gemeinschaft gestellt haben“ dankte Starke im Namen des Stadtrats und der ganzen Stadtgesellschaft und appellierte an alle Bürgerinnen und Bürger, sich ehrenamtlich zu engagieren. Mit der Verleihung der Stadtmedaille und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Bamberg wurde die Wertschätzung für dieses Handeln zum Ausdruck gebracht.
Die Stadtmedaille wurde bislang 100 Mal vergeben, zuletzt im Jahr 2018. In diesem Jahr ging sie an folgende Persönlichkeiten:
Manfred Drescher: Seit vielen Jahrzehnten engagiert er sich ehrenamtlich in vielfältiger und vorbildlicher Weise. Dem Motorbootclub Regnitz-Main stand Drescher seit dessen Gründung 43 Jahre als Geschäftsführer zur Verfügung. Im Jahr 2018 stellte sich Manfred Drescher nicht mehr zur Wahl, schied aus dem aktiven Vereinsleben aus und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Ebenso war Manfred Drescher 35 Jahre sehr aktiv im Bürgerverein Bug eingebunden. Von 1997 bis 2021 war er dessen Vorsitzender und stellte sich uneigennützig mit viel Energie in den Dienst seiner Mitbürger:innen. Ebenfalls stark engagiert ist er seit mehr als 40 Jahren im Stadtjugendring Bamberg und seit 1994 in der Johann-Strauss-Gesellschaft e.V.
Walburga Hepple: Seit März 2001 ist sie Mitglied der Kirchenverwaltung der Filialkirchenstiftung St. Urban und übernahm im Jahr 2007 das Amt der Kirchenpflegerin der Kirchenstiftung. Mit enormen Einsatz, absoluter Zuverlässigkeit, Umsicht und Vehemenz setzt sie sich für die Belange vor Ort ein. Ihr Wirken geht weit über das innenkirchliche Geschehen hinaus. Walburga Hepple hat immer wieder Projekte vorangetrieben und mitverantwortet, die eine große gesellschaftliche Relevanz haben, so etwa die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Kirche St. Urban oder die aktuell laufende Generalsanierung und Erweiterung des Kindergartens St. Urban. Mit großem Einsatz half sie auch, im Untergeschoss des Gemeindezentrums St. Urban eine Wohnung herzurichten, damit dort vor Jahren eine geflüchtete Familie einziehen konnte.
Ingrid Kasper: Sie studierte an der Hochschule für Musik und Theater in München evangelische Kirchenmusik mit den Schwerpunktfächern Orgelliteratur und Chordirigieren in der Meisterklasse von Prof. Michael Gläser. Nach ersten Berufserfahrungen als Kirchenmusikerin in Nürnberg und Meisterkursen wurde Ingrid Kasper Dekanatskantorin an der Bamberger Stephanskirche. Neben der bereits bestehenden Kantorei St. Stephan gründete sie den Kinderchor und den Teeniechor, den Gospelchor sowie den liturgischen Chor. Seit 2002 leitet sie zusätzlich den Musica-Vivachor. Im Jahr 2016 wurde Ingrid Kasper zur Kirchenmusikdirektorin ernannt. Sie arbeitete sowohl mit dem E.T.A. Hoffmann-Theater als auch mit dem Theater im Gärtnerviertel erfolgreich zusammen. Das musikalische Wirken von Ingrid Kasper wurde mehrfach ausgezeichnet unter anderem mit dem Kulturförderpreis der Stadt Bamberg und dem Kulturpreis der Oberfrankenstiftung. Mit ihrem Wechsel nach Thüringen gelang ihr zuletzt ein absoluter Karrieresprung, sie bleibt allerdings weiterhin in der Stadt Bamberg wohnen.
Wolfgang Rainer: Er engagiert sich außerordentlich für die Städtepartnerschaft Bamberg-Villach. Seiner Initiative ist die Freundschaft zwischen der DLRG Bamberg-Gaustadt und der Österreichischen Wasserrettung Villach zu verdanken. Die Kontakte bestehen seit 2003 und führten zur Unterzeichnung einer offiziellen Partnerschaft im Jahr 2005. Seitdem organisiert er auch jährliche Busreisen der Villacher Wasserrettung nach Bamberg. Ebenso gelingt es ihm, Persönlichkeiten des Magistrats bei jeder Fahrt einzubinden. Dadurch hat er die Kontakte zwischen der Stadt Bamberg und der Stadt Villach verstärkt. Weiterhin ist er inzwischen zu einem wichtigen Ansprechpartner in Villach geworden, wenn Partnerschaftstreffen von anderen Organisationen, wie der Feuerwehr, dem Polizeisängerchor, Ruderclub etc. anstehen.
Peter Röckelein: Bereits im Jahr 1977 wurde er einstimmig zum ersten Vorsitzenden des Sportvereins MTV 1882 Bamberg e.V. gewählt. Seitdem hatte er diese Aufgabe bis 2022 ununterbrochen inne und erzielte in dieser langen Amtszeit immense Erfolge. Er ist das Gesicht dieses überaus erfolgreichen Vereins. Denn als Peter Röckelein vor über 46 Jahren den Verein MTV Bamberg übernommen hat, war der MTV noch ein Sportverein mit ca. 900 Mitgliedern und knapper Kassenlage. Er hat seine Vision von der Modernisierung des Vereins in Angriff genommen und die Mitgliederversammlung dazu bewegt, größeren Baumaßnahmen zuzustimmen. So wurden im Laufe der Jahre unter anderem eine Tennishalle, das Vereinshauses mit Gaststätte, das Fitness- und Gesundheitszentrum, zwei Gymnastikhallen sowie ein Blockheizkraftwerk gebaut. Dadurch erhöhte sich die Mitgliederzahl auf knapp 4.000, darunter ca. 800 Kinder und Jugendliche. Entstanden ist auch die in Bamberg einmalige Kindersportschule „KISS“. Auch als Bamberger Stadtrat stellte sich Peter Röckelein von 1996 bis 2002 und von 2008 bis 2014 in den Dienst der Gemeinschaft.
Prof. Dr. Michael Sackmann: Er hat die Arbeit von Stadt und Landkreis Bamberg in der Pandemiebekämpfung zwei Jahre lang sehr umsichtig und engagiert begleitet. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Kliniken in der Region trotz höchster Belastung durch die Pandemie immer ihrem Versorgungsauftrag gerecht werden konnten. Prof. Dr. Sackmann war zunächst als Chefarzt der Infektiologie zuständig für Covid-Patienten auf Normalstation. Als dann das Amt des krankenhauskoordinierenden Arztes eingeführt wurde, hat er die Verantwortung für die Patientenströme in Stadt und Landkreis Bamberg übernommen. Er musste in den Hochzeiten auch schwierige Entscheidungen treffen und hat dies souverän bewältigt. Dabei hat er sich immens eingesetzt, war rund um die Uhr erreichbar und hat das Amt sogar nach seinem Abschied in den Ruhestand zunächst noch weitergeführt. Seine Kompetenz, sein diplomatisches Geschick und sein Organisationstalent haben entscheidenden Einfluss auf die Krisenbewältigung gehabt.
Dr. Joelle Vormann-Pfeifer: Seit 2012 ist sie in vielfältiger und zivilgesellschaftlicher Weise im Migrantinnen- und Migrantenbeirat der Stadt Bamberg tätig. Frauen mit Migrationsgeschichte zu unterstützen, sowie ihre Vernetzung und den Dialog jenseits ethnischer und religiöser Grenzen zu stärken, sind für sie eine Herzensangelegenheit. Sie leistet diese Arbeit nicht nur durch aktives Engagement im Frauenausschuss und im Frauenchor des Beirates. Ebenso in der interreligiösen Fraueninitiative und immer als großzügige und herzliche Frau mit tagtäglicher Unterstützung für Frauen in schwierigen Lebenslagen. Dr. Vormann-Pfeifer ist eine der tragenden Säulen des Beirates, derzeit Vorstandsmitglied und Sprecherin des Arbeitsausschusses „Soziales und Asyl“. Außerdem vertritt sie den Beirat im Ombudsteam der Stadt Bamberg auch für das Ankerzentrum. Durch ihre aktive Mitgliedschaft beim Verein „Freund statt fremd“, in dem sie u.a. das „Café Willkommen“ in der AEO mitbetreut, stellt sie auf hervorragende Weise ein verbindendes Glied zwischen dem Beirat, dem Verein „Freund statt fremd“, dem Ombudsteam, dem Team der Bamberger Mahnwache Asyl und den Geflüchteten dar.
Im Namen aller Geehrten dankte anschließend Ingrid Kasper für diese besondere Anerkennung. „Mit unserem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement möchten wir dazu beitragen, dass Bamberg nach innen und außen eine strahlende Stadt bleibt“, bekräftigte Kasper, denn erst menschliche Zugewandtheit mache aus einer Stadt ein liebenswertes Zuhause.
Musikalisch umrahmt wurde die Festsitzung vom Blockflöten-Quartett der Städtischen Musikschule Bamberg mit Simon Resatsch, Jule Meißner, Ilka Notter und Luca Pratter (einstudiert mit Dorothea Lieb).