Er war über viele Jahre einer der einflussreichsten CSU-Politiker: Der frühere Landtagsfraktionschef und bayerische Landtagspräsident Alois Glück ist tot. Glück sei am Montag im Alter von 84 Jahren in einer Münchner Klinik gestorben, teilte der Landtag in München mit. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte Glück als „einen der größten und bedeutendsten Politiker unseres Landes“ – dabei hatte der Verstorbene Söder wiederholt kritisiert.
Söder sagte nach einer CSU-Vorstandssitzung über Glück: „Er war stets ein Vordenker“. Der Verstorbene sei ein ausgleichender Politiker mit großer Empathie gewesen. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) würdigte Glück als „Versöhner, dem es nie um die eigene Person ging, sondern der immer mit klugen Argumenten und Weitsicht überzeugen konnte“. Die Landtagsverwaltung kündigte an, ein Kondolenzbuch für den Verstorbenen auszulegen.
CDU-Chef Friedrich Merz sagte dem „Münchner Merkur“: „Mit Alois Glück verlieren wir nicht nur einen überzeugten Demokraten, sondern auch einen Mann der Sozialpolitik.“ Glück sei auch „ein engagierter Laie in der katholischen Kirche“ gewesen, „der eine große Lücke hinterlässt“.
Der aus dem Landkreis Traunstein stammende Glück galt als einer der profiliertesten CSU-Politiker, obwohl er nie den Schritt aus der Landes- in die Bundespolitik machte. Vielen in seiner Partei galt er als Vordenker, der sich vor allem in der Sozial- und Umweltpolitik einen Ruf erarbeitete.
Glück gehörte von 1970 bis 2008 dem Landtag an. Von 1988 an stand er 15 Jahre lang an der Spitze der CSU-Landtagsfraktion, zuletzt zur Zeit von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU). Danach wurde er für eine Legislaturperiode bis 2008 Landtagspräsident.
Nach seinem Ausscheiden aus der Berufspolitik war Glück von 2009 bis 2015 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). In die Politik schaltete sich Glück noch einmal kurzzeitig als Moderator des Runden Tisches Artenschutz in Bayern ein.
Glück, der bis 2009 Vorsitzender der Grundsatzkommission der CSU war und damit die Programmarbeit der Christsozialen stark prägte, äußerte sich vereinzelt auch immer wieder nach seinem Ausscheiden aus der Politik zu aktuellen Fragen. So kritisierte er nach der vergangenen Landtagswahl trotz des CSU-Wahlsiegs, dass die CSU zu stark auf Söder ausgerichtet sei.
Als es 2018 in Söders erstem Wahlkampf als Ministerpräsident noch unter dem CSU-Chef Horst Seehofer zu einem schweren Zerwürfnis mit der CDU und deren Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingspolitik kam, kritisierte Glück Seehofer und Söder und warnte vor einem Bruch mit der CDU.
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp würdigte für die katholischen Laien Glück als „das Gesicht der katholischen Zivilgesellschaft in bewegten Zeiten“. Seine Amtszeit als ZdK-Präsident sei von wachsenden Spannungen in der Kirche geprägt gewesen. „Er forcierte einen Dialogprozess zwischen Bischöfen und Laien, an den wir mit dem Synodalen Weg angeknüpft haben. Wie viel bis heute in seiner Kirche im Argen liegt, hat Alois Glück bewegt und geschmerzt“, erklärte Stetter-Karp.
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