Bayreuth – Auf geführten Wandertouren und Impulsvorträgen gewannen die Teilnehmenden tiefe Einblicke in Bayreuths Mühlengeschichte und den historischen Umgang mit Wasser und Wasserkraft. „Ich wusste gar nicht, dass man mit Mühlen so viel machen konnte“, staunte eine Teilnehmerin bei einer Wanderung auf dem Lainecker Mühlenweg. Historische Mühlen habe sie bisher lediglich mit dem Mahlen von Getreide in Verbindung gebracht. Während der geführten Wandertouren durch die Innenstadt und den Stadtteil Laineck lernten die Teilnehmenden zahlreiche weitere Einsatzgebiete für die Wasserkraft kennen. Tuchmacher setzten sie zum Walken von Stoffen ein, Gerber zum Mahlen von Baumrinde und sogar Perückenpuder für den markgräflichen Hof wurde in einer der Bayreuther Mühlen hergestellt.
Organisiert vom Regionalmanagement von Stadt und Landkreis Bayreuth
Seit 2017 organisiert das Regionalmanagement von Stadt und Landkreis Bayreuth Veranstaltungen rund um den Mühlentag, der traditionell immer am Pfingstmontag stattfindet. An diesem Tag öffnen historische Mühlen in ganz Deutschland ihre Türen und gewähren interessierten Menschen tiefe Einblicke in das alte Müllerhandwerk. Der Rotmaintaler Mühlentag soll die Bedeutung der Industrie- und Kulturdenkmäler in der Region ins Bewusstsein rücken. Während sich das Programm in den Vorjahren in Heinersreuth, Unterkonnersreuth, Altenplos, Altdrossenfeld und Wolfsbach abgespielt hatte, standen dieses Jahr die Bayreuther Innenstadt sowie der Stadtteil Laineck im Mittelpunkt des Geschehens.
Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger wies bei der Eröffnungsveranstaltung an der Hölzleinsmühle darauf hin, dass auch die ehemalige Flachsspinnerei in Friedrichstal mit Wasserkraft betrieben wurde. Mit ihr habe Sophian Kolb „den Grundstein für die Textilregion gelegt“. Ebersberger zufolge spielt Wasser auch heute noch eine wichtige Rolle bei der Energieerzeugung. Bei allen Mitwirkenden des Mühlentags bedankte er sich dafür, „dass man einen kleinen Einblick bekommt in die tolle Welt der Mühlen“. Organisiert hatte die Veranstaltung das Regionalmanagement von Stadt und Landkreis Bayreuth.
Mühlentag lebt vom Engagement vieler regionaler Akteure
Eva Rundholz, Beauftragte für Regionalentwicklung, betonte, dass der Mühlentag vom Engagement regionaler Akteure lebe, etwa dem Hobby-Historiker Ehepaar Gisela und Erhard Peplau, die den 2,8 Kilometer langen Lainecker Mühlenweg gemeinsam mit dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein konzipiert und umgesetzt hatten. Die Eigentümerin der Hölzleinsmühle, Irene Leupold, öffnete ihren Garten und gewährte den Gästen einen idyllischen Blick auf den Roten Main und das Wehr. Ihr Schwager Albrecht Leupold nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise durch die Mühlengeschichte, angefangen in der Jungsteinzeit als Emmer und Einkorn mit der Hand gemahlen wurden, über die Handmühlen, die römische Legionäre im Marschgepäck trugen, bis hin zu den mittelalterlichen Wassermühlen in Deutschland. Viele Jahrhunderte später entdeckte der Mensch die Elektrizität. Im Jahr 1887 wurde auf der Hölzleinsmühle zum ersten Mal durch eine Turbine Strom erzeugt.
Wie die Menschen in der Innenstadt mit Sintfluten und Wassernot umgingen, erklärte Museumspädagogin Heike Schulte während ihrer Führung „Wasser in der Stadt“, vom Historischen Museum über Dammallee, Mühltürlein und Schlossterrassen bis hin zur historischen Lohmühle. Das heutige Hotelrestaurant im alten fränkischen Stil wird geführt von der Gastronomin Martina Groh-Walter, die unter anderem das Nachhaltigkeitskonzept des Hotels vorstellte, angefangen von regionalen Lebensmitteln über Photovoltaik bis hin zur eigenen Imkerei. Stärken konnten sich die Mühlentag-Gäste im Restaurant der Lohmühle, im Flachslager Friedrichstal, im Kulturkiosk der Wilhelminenaue oder einer der zahlreichen Gaststätten der Bayreuther Innenstadt.
Mit insgesamt rund 180 Besucherinnen und Besuchern war der vierte Rotmaintaler Mühlentag ein großer Erfolg. Bayreuths Landrat Florian Wiedemann kommentierte: „Mühlen erfüllen heutzutage mehrere Aspekte. Neben der Energiegewinnung sind sie auch ein touristisches Highlight. Wasser in Kombination mit historischen Mühlen sind wichtige Standortfaktoren für die Tourismusregion Bayreuth.“