Anklage wegen Diebstahls von Kelten-Goldschatz in bayerischem Manching

Die Staatsanwaltschaft im bayerischen Ingolstadt hat im Zusammenhang mit dem spektakulären Diebstahl des Kelten-Goldschatzes aus dem Kelten-Römer-Museum in Manching Anklage erhoben.

Vier Männern werde schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen, teilte die Anklagebehörde am Dienstag mit. Sie sollen im November 2022 zunächst das Telefonnetz von Manching lahmgelegt haben, um dann die Goldmünzen aus der Keltenzeit unbemerkt stehlen zu können.

Die gestohlenen Münzen waren der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts, sie stammten aus der Zeit um 100 vor Christus. Von dem etwa 3,74 Kilogramm schweren Goldschatz konnten nur etwa 500 Gramm bei einem Angeschuldigten in zusammengeschmolzener Form gefunden werden, der Rest blieb bisher unauffindbar. Die vier Tatverdächtigen wurden im Juli vergangenen Jahres gefasst. Sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Alle vier Männer verweigern bisher die Aussage.

Nach Einschätzung der Ermittler handelt es sich bei den deutschen Verdächtigen um Berufsverbrecher, die Teil einer Bande aus Mecklenburg-Vorpommern sind. Diese ging ausweislich der Ermittlungen seit Jahrzehnten nach derselben Methode vor. Dabei soll die Bande vor einem Einbruch Verteilerkästen oder Verteilerhäuser der Telekom sabotiert haben, um das Internet und Telefon in der Umgebung lahmzulegen und so Alarmanlagen unbrauchbar zu machen. Anschließend begingen sie ihre Einbrüche.

Die Tat in Manching erschütterte auch die bayerische Staatsregierung. Kulturminister Markus Blume (CSU) sprach nach dem Diebstahl von einem “einmaligen kulturhistorischen Wert” der Münzen.

Der Anklage zufolge hatten die Beschuldigten am 22. November 2022 mit einem Seitenschneider in einem Verteilerhaus der Telekom die Glasfaserknabel durchtrennt, um die Alarmanlage des Museums funktionslos zu machen. Anschließend seien sie in das Museum eingebrochen und hätten dort die Goldmünzen gestohlen. Bereits ein Jahr davor sollen die Angeklagten versucht haben, mit derselben Methode einzubrechen – damals fiel demnach aber die Alarmanlage nicht aus, weshalb sie den Versuch abbrachen.

Den vier Beschuldigten wird außer der Tat in Manching im Zeitraum 2014 bis 2022 in 30 weiteren Fällen Diebstahl vorgeworfen. Dabei sollen sie in Supermärkte, Zulassungsstellen, Schnellrestaurants und Tankstellen eingestiegen sein. Neben der zerstörten Telefonleitungen setzten sie demnach außerdem Störsender ein, um womöglich noch vorhandene Funkverbindungen zu stören.

Bei den Einbrüchen sollen die Männer in den Gebäuden sämtliche Sicherheitselektronik zerstört und dann teils über Stunden hinweg Tresore und Geldautomaten aufgeflext haben. Weil sie kaum nachverfolgbare Spuren hinterließen und die Tatorte durch ganz Deutschland und Österreich streuten, konnte die Gruppe lange weitgehend ungestört agieren.

Im Zusammenhang mit der Anklage beantragte die Staatsanwaltschaft beim mutmaßlichen Haupttäter rund 2,2 Millionen Euro an Wertersatz einzuziehen. Bei den anderen drei Beschuldigten sei die Einziehung vergleichbar hoher Summen beantragt worden.
© AFP

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