Während im Jahr 2017 bundesweit in 41 Prozent aller Kitateams mehr als acht von zehn Mitarbeitenden mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss hatten, traf das 2023 nur noch auf rund jedes dritte Kitateam zu (32 Prozent), wie eine am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichte Analyse der Bertelsmann-Stiftung zeigt.
Da in vielen Einrichtungen das Personal fehle, würden immer mehr Menschen ohne die formalen pädagogischen Voraussetzungen eingestellt, um den Betrieb zu sichern. In 13 Bundesländern ist der Studie zufolge eine sinkende Fachkräftequote zu beobachten. Am deutlichsten fiel der Rückgang im Vergleich zu 2017 demnach in Berlin (minus 18 Prozentpunkte), Mecklenburg-Vorpommern (minus 15 Punkte) und Nordrhein-Westfalen (minus 14 Punkte) aus.
Generell gibt es zwischen den Bundesländern starke Unterschiede, wobei die Fachkraftquote in den ostdeutschen Kitas grundsätzlich höher liegt. Einen hohen Anteil an Fachkräften von 82,5 Prozent und mehr weisen im Osten zwischen 35 Prozent der Kitateams in Berlin und 89 Prozent der Teams in Thüringen auf. Im Westen hingegen reicht die Spannweite von gerade drei Prozent in Bayern bis 36 Prozent in Hessen.
Der Richtwert von 82,5 Prozent bezieht sich demnach auf die vom Bundesfamilienministerium eingesetzte Arbeitsgruppe Frühe Bildung, die eine Anhebung der Fachkräftequote in Kitas auf zunächst 72,5 Prozent und längerfristig auf 85 Prozent empfiehlt.
„Grundsätzlich ist es gut, wenn die Kitas neue und vor allem motivierte Mitarbeitende gewinnen“, erklärte die Expertin der Bertelsmann-Stiftung für frühkindliche Bildung, Anette Stein. Für die anspruchsvolle Arbeit mit Kindern benötigten sie jedoch eine ausreichende pädagogische Qualifikation.
Aufgrund des Platz- und Personalmangels sei es in einer Notsituation vertretbar, die Anforderungen vorübergehend zu senken. „Das darf aber nicht zu einem dauerhaften Absenken der Fachkraftquote führen – doch genau diese Tendenz sehen wir momentan in mehreren Bundesländern“, betonte Stein.
Zudem weisen demnach neue Daten darauf hin, dass Beschäftigte vermehrt das Berufsfeld verlassen könnten. In einer aktuellen Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Bertelsmann-Stiftung gibt fast die Hälfte der befragten Kitamitarbeitenden an, sich täglich oder fast täglich im Job überlastet zu fühlen.
Rund ein Viertel der Befragten schätzt die Wahrscheinlichkeit, das Berufsfeld kurz- bis mittelfristig zu verlassen, bei 80 Prozent oder höher ein. Am höchsten ist das Abwanderungsrisiko bei den Jüngeren im Alter von 26 bis 30 Jahren.
Insgesamt waren zum Stichtag 1. März 2023 mehr als 868.000 Menschen in Kitas tätig, davon knapp 745.000 als pädagogische und leitende Mitarbeitende.
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