Sammlung Julo Levin wird Teil des Weltdokumentenerbes

Die im Stadtmuseum aufbewahrte Sammlung von Kinderzeichnungen des Malers Julo Levin ist in das UNESCO-Register "Memory of the World" (Weltdokumentenerbe) aufgenommen worden.

Düsseldorf – Die Sammlung ist damit Teil eines internationalen Sammlungsbestands unter dem Titel „Zeichnungen von Kindern und Jugendlichen des 20. Jahrhunderts in Krieg und Frieden (1914 – 1950)“, zu dem auch Sammlungen des Jüdischen Museums Prag, der Französischen Nationalbibliothek und des Pestalozzianums Zürich gehören.

Die Sammlung Julo Levin umfasst rund 1900 Kinderzeichnungen, die der Maler und Zeichenlehrer Julo Levin (1901 – 1943) in den Jahren 1936 bis 1941 in Düsseldorf und Berlin zusammengetragen hat. Der Großteil der Werke stammt aus dem Zeichenunterricht an der Privaten Jüdischen Schule in Düsseldorf sowie aus den vier jüdischen Schulen in Berlin, an denen Levin unterrichte: der Kaliski-Schule, der Holdheimschule, der Theodor-Herzl-Schule und der Privaten Höheren Schule der Jüdischen Kultusvereinigung. Levin hat aber auch außerhalb des Schulunterrichts, und auch bereits vor seiner Tätigkeit als Lehrer, Kinderzeichnungen gesammelt. So enthält die Sammlung auch Zeichnungen aus dem Jüdischen Kindergarten in Düsseldorf, aus Levins Heimatstadt Stettin und von unbekannter Herkunft. Die Zeichnungen dokumentieren deutsch-jüdische Geschichte aus der Zeit des Nationalsozialismus. Heute wird die Sammlung zusammen mit einer umfangreichen Anzahl von den Werken Levins im Stadtmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf aufbewahrt.

Julo Levin sammelte die Kinderzeichnungen aus künstlerischem und kunstpädagogischem Interesse. Die Sammlung steht damit im Kontext des Diskurs um Kinderkunst seit der klassischen Moderne und ist zugleich Zeugnis eines reformpädagogisch ausgerichteten Kunstunterrichts. Die Zeichnungen verweisen einerseits auf den Aufbruchs- und Fortschrittsgeist der Moderne, an den Anspruch auf ein besseres Verständnis von Kindern und Jugendlichen und die Anerkennung ihrer eigenen Ausdruckskraft sowie zum anderen auf die politische Entwicklung in Deutschland nach 1933, an die Verfolgung und Ermordung der deutschen und europäischen Juden.

Der Künstler war seit 1926 nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf als freier Künstler tätig, unter anderem als Mitglied der Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 durfte er als Jude nicht mehr künstlerisch arbeiten. Aus dieser Notsituation heraus arbeitete er ab 1936 als Zeichenlehrer. 1938 zog er nach Berlin. Nach dem Ende des jüdischen Schulwesens 1941/42 zog die Gestapo Julo Levin zu Zwangsarbeiten heran. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Sammlungspräsentsation im Stadtmuseum zeigt ausgewählte Werke

Die Nominierung für die Aufnahme in das Weltdokumentenerbe erfolgte durch die französische UNESCO-Kommission, unterstützt von der deutschen Kommission und den Kommissionen der weiteren beteiligten Länder. Das Register „Memory of the World“ besteht seit 1992 mit dem Ziel, Dokumente von außergewöhnlichem universellen Wert zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Überlieferung der Zeichnungen erfolgte über drei Wege: Einen Teil schenkte Julo Levin seinem Freund, dem Maler Carl Lauterbach (1906 – 1991). 1939 nahm seine Schwester Else eine kleine Auswahl bei ihrer Emigration 1939 nach England mit. Den größten Teil hat seine enge Freundin Mieke Monjau (1903 – 1997) in den Monaten vor Levins Deportation an sich genommen. Seit den 1980er Jahren konnte das Stadtmuseum Düsseldorf Werke aus allen drei Quellen erwerben.

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