FDP-Chef Christian Lindner würdigte den Verstorbenen: „Fast 60 Jahre hat er sich mit der FDP gemeinsam für eine freie und starke Gesellschaft eingesetzt“, erklärte Lindner. „Sein Tod macht mich zutiefst traurig.“
Gerhardt war von 1995 an für sechs Jahre Bundesvorsitzender der FDP. 1998 führte er die Liberalen nach der Abwahl der schwarz-gelben Koalition unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in die Opposition. Im Jahr 2001 wurde Gerhardt nach parteiinternen Streitigkeiten von Guido Westerwelle an der FDP-Spitze abgelöst. Bis 2006 stand Gerhardt noch an der Spitze der FDP-Bundestagsfraktion, deren Führung er 1998 übernommen hatte.
„Er war nie ein Machtpolitiker, sondern blieb auch in Spitzenpositionen ein belesener, feiner und großzügiger Mensch“, würdigte FDP-Chef Lindner den Verstorbenen. „In einer schwierigen Phase unserer Geschichte hat er die FDP zusammengehalten und wieder aufgerichtet.“ Zeit seines Lebens habe Gerhardt „für Eigenverantwortung und unabhängiges Urteilsvermögen geworben“, schrieb Lindner weiter.
Gerhardt war jahrzehntelang für die FDP engagiert. Vor seinem Wechsel in der Bundespolitik war der studierte Erziehungswissenschaftler Gerhardt in der hessischen Landespolitik aktiv. 1982 übernahm er den Vorsitz der Hessen-CDU. Von 1987 bis 1991 war er hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst.
Dem Bundestag gehörte Gerhardt bis 2013 an. Seit 2006 war er zudem Vorstandsvorsitzender der FDP-nahen Naumann-Stiftung.
Auch in anderen Parteien wurde Gerhardts Wirken gewürdigt. „Er war einer der herausragenden Parlamentarier in einer Zeit, als viele von uns noch nicht im Bundestag waren“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Bundestag. „Das Andenken sollte dementsprechend sein.“
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