„Kosmos Jüdische Musik“ in der Deutschen Oper am Rhein

Die beiden Mai-Premieren - „Märchen im Grand-Hotel“ und „Anatevka“ - stehen im Kontext jüdischen Lebens und jüdischer Musik, deren Neu- und Wiederentdeckung sich lohnt.

Düsseldorf/Duisburg – Die Deutsche Oper am Rhein begleitet beide Produktionen in Duisburg und Düsseldorf mit einer Reihe spannender (Gesprächs-)Konzerte unter dem Titel „Kosmos Jüdische Musik“. Wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihre Berichterstattung über die Premieren und das Rahmenprogramm.

Premiere: „Märchen im Grand-Hotel“

Zu Beginn der 1930er Jahre kannte ihn jeder: Paul Abraham galt als König der Unterhaltung, dessen Jazz-Operetten sich in ganz Deutschland zu Publikumsmagneten entwickelten. Unmittelbar nach der Machter­greifung der Nationalsozialisten wurde der jüdisch-ungarische Komponist aus Berlin vertrieben, seine Musik galt als entartet, seine Werke gerieten in Vergessenheit. Seit einigen Jahren werden sie wiederentdeckt: Das „Märchen im Grand-Hotel“, das er 1934 noch in Wien zur Uraufführung bringen konnte, wird am Mittwoch, dem 8. Mai 2024, um 19.30 Uhr zum ersten Mal an der Deutschen Oper am Rhein aufgeführt. Michaela Dicu inszeniert die Lustspieloperette, die mit exzentrischen, aber durchweg sympathischen Figuren und großer Situationskomik punktet, im Theater Duisburg. Dessen Bühne verwandelt Rifail Ajdarpasic in ein Hotel, in dem das Leben filmreife Geschichten schreibt. Der Dirigent Stefan Klingele, Musikdirektor und Chefdirigent am Theater Bremen, führt das große Sänger*innen-Ensemble und die durch eine Jazz-Combo angereicherten Duisburger Philharmoniker zur Premiere. Zur lustvoll-vielseitigen Musik von Walzer bis Foxtrott und Schlager bis Stepptanz choreographiert Kati Farkas die Tanzeinlagen.

Premiere: „Anatevka“

Seit seiner Erfolgsgeschichte am Broadway, die mit der Uraufführung vor 60 Jahren begann, ist das Musical „Anatevka“ fester Bestandteil im Repertoire vieler Opernhäuser. Es begeistert mit seinen prägnanten jiddischen Klängen und seiner Mischung aus Schwung und Melancholie. „Ein ganz großes, mitreißend gezeichnetes Stück Leben“, fasst Felix Seiler zusammen, der mit „Anatevka“ seine erste Regiearbeit für die Deutsche Oper am Rhein zeigt. Im Team mit Bühnenbildner Nikolaus Webern und Kostümbildnerin Sarah Rolke bringt er ab Samstag, 18. Mai, um 19.30 Uhr die berührende Geschichte von Familie, Tradition, Antisemitismus und vor allem von der Liebe, die wie eine Klammer alles zusammenhält, in poetischen Bildern auf die Bühne des Düsseldorfer Opernhauses. Unter der musikalischen Leitung von Harry Ogg alternierend mit Christoph Stöcker sind mit den Düsseldorfer Symphonikern und dem Chor der Deutschen Oper am Rhein Andreas Bittl, Anna Sophia Theil, Mara Guseynova, Florian Simson, Valentin Ruckebier, Johannes Preißinger, Susan Maclean, Kimberley Boettger-Soller, Morenike Fadayomi, Roman Hoza, Günes Gürle, Stefan Stechmann und Andrés Sulbarán zu erleben.

Kosmos Jüdische Musik

L’Chaim und Alles Gute!

am 15. April um 19.00 Uhr im Theater Duisburg und 17. Juni um 19.30 Uhr im Opernhaus Düsseldorf

Unter dem Titel „L’Chaim und Alles Gute!“ geht es auf eine Reise durch die vielfältige, farbenreiche Landschaft jüdischer Musik: Lieder von Viktor Ullmann, Operetten-Schmankerln von Oscar Straus, Kabarettklassiker von Friedrich Hollaender und vieles mehr – vom Gebet bis zur Revue. Die Solist*innen Sarah Ferede, Romana Noack, Hagar Sharvit, Torben Jürgens/ Valentin Ruckebier und Florian Simson führen das Publikum mit Gesang, in Begleitung von Klavier und Cello in den großen „Kosmos Jüdischer Musik“. Heili Schwarz-Schütte moderiert das Konzert.

Fokus: Paul Abraham

am 18. April um 18.00 Uhr im Theater Duisburg

In der Reihe „Kosmos Jüdische Musik“ steht am 18. April 2024 der Berliner Operettenkomponist Paul Abraham im Fokus: Wenn er eine neue Operette auf die Bühne brachte, dann schaute und hörte die Weimarer Republik hin – so viel Ironie, Witz und musikalischen Charme gab’s nur bei ihm. Die National­sozialisten verbannten sein Werk und ihn; er überlebte, aber als gebrochener Mann. Anlässlich der Premiere seines „Märchens im Grand-Hotel“ ist es an der Zeit, seine unver­wechsel­bar vielfältige wie lebenslustige Musik wiederzuentdecken. Dramaturgin Heili Schwarz-Schütte nähert sich dem Komponisten mit Sänger*innen aus dem Opernensemble und im Gespräch mit dem Abraham-Spezialisten Henning Hagedorn.

Verstummte Stimmen – Lieder aus dem Exil

am 5. Mai um 11.00 Uhr im Opernhaus Düsseldorf und 30. Mai um 18.30 Uhr im Theater Duisburg

Zu allen Zeiten ist versucht worden, Musik zu verbieten. Stimmen sind ausge­löscht, Künstler*innen mundtot gemacht worden. Viele von ihnen sind ins Exil gegangen und haben dort weitergemacht. In dem von Dramaturgin Juliane Schunke moderierten Konzert bringen Heidi Elisabeth Meier, Susan Maclean, Sami Luttinen und der Schauspieler Andreas Bittl, begleitet von Klavier, Akkor­deon und Flöte, „Lieder aus dem Exil“ aus über 100 Jahren zu Gehör – u.a. von Kurt Weill, Erwin Schulhoff, Paul Abraham und Hanns Eisler.

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