Duisburg – Duisburg – Bridget Breiner und Richard Siegal haben ein Programm entwickelt, in dem der Welthit „Bolero“ nicht fehlen darf, das aber gleichzeitig komplett andere Seiten aus Ravels vielfältigem Schaffen aufblättert. Mit ihren jeweils eigenen Tanzsprachen übersetzen sie eine Essenz aus Ravels Klangwelten in vier eigenständige Stücke, die miteinander in Dialog treten und durch Soundinstallationen von Lorenzo Bianchi Hoesch musikalisch verbunden werden.
Eine faszinierende Hörerfahrung und eine Besonderheit für die musikalische Interpretation durch die Pianistin Alina Bercu ist das selten als Ballettmusik genutzte virtuose „Konzert für die linke Hand“, mit dem sich der Vorhang für „Soirée Ravel“ öffnet. Bridget Breiner choreographiert das Auftragswerk für den Pianisten Paul Wittgenstein, der in Folge einer Kriegsverletzung im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. In ihrer tänzerischen Interpretation tauchen schon hier Figuren und Allegorien auf, die sie später in ihrer Uraufführung „Daphnis et Chloé, Suiten“ weiter ausgestaltet. Bevor diese berührende Liebesgeschichte aus der griechischen Antike auf der Bühne tänzerisch zu neuem Leben erweckt wird, richtet Richard Siegal seinen choreographischen Fokus auf ein vollkommen anderes Werk: Wie ein vergangener Traum vom Wiener Walzer, der brutal vom Krieg überrollt wurde, kommt Ravels „La Valse“ daher. Richard Siegal kreiert dazu ein Stück für zehn Tänzerinnen und Tänzer. Für „Bolero“, seine zweite Uraufführung und Schlussstück des Programms, bringt Richard Siegal mit seinem Travelator eine neue Bewegungsdimension auf die Bühne: Wie auf einem Fließband tanzend, arbeiten die Tänzer*innen permanent gegen die Seitwärtsbewegung des Travelators und schaffen es, ein Paradoxon körperlich sichtbar zu machen: Während sie sich zu Ravels treibenden Rhythmen pausenlos bewegen, bleiben sie doch räumlich auf der Stelle.
Unter der musikalischen Leitung von Kapellmeisterin Katharina Müllner gestalten die Duisburger Philharmoniker diesen facettenreichen Ravel-Abend.