Düsseldorf – Bis zum 28. Januar 2024 haben Besucherinnen und Besucher an der Schulstraße 4 Gelegenheit, die Ausstellung zu besichtigen, die im Rahmen des Verbundprojektes „PARVENUE. Bürgerlicher Aufstieg im Spiegel der Objektkultur im 18. Jahrhundert“ gemeinsam mit dem Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität entstanden ist. „PARVENUE“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Bei Festlichkeiten präsentierten sich höfische Gastgeber mit prächtigen Speisen und edlem Geschirr. Dies galt nicht nur der adeligen Repräsentation, sondern auch dem Machterhalt und der Selbstdarstellung. Im bürgerlichen Umfeld lässt sich ab dem 18. Jahrhundert vermehrt eine Imitation höfischer Gebräuche und Moden feststellen. Ihren neu gewonnenen Reichtum und ihre gesellschaftliche Stellung zeigten wohlhabende bürgerliche Familien auch über repräsentative Porträts, die sie beispielsweise beim Tee- und Kaffeegenuss zeigen. Sie dienen als Dokumentation und Demonstration ihrer Bildung und sozialer Umgangsformen. Neben dem Aspekt des höfischen Einflusses auf die bürgerliche Esskultur widmet sich die Sonderschau den Handelswegen und dem Aufschwung der Fayence-Manufakturen im 18. Jahrhundert.
Der Genuss exotischer Getränke wie Tee, Kaffee und Kakao galt aufgrund der weiten Transportwege und hohen Preise als ein Luxus, der Adel, Klerus und dem wohlhabenden Bürgertum vorbehalten war. Im Rheinland wurden diese Güter über Köln vertrieben und durch private Händler in die umliegenden Städte und Gemeinden weiterverkauft. Mit den Getränken und der Verfeinerung der Tafelkultur kamen neue Gefäßformen auf, die eine erhöhte Nachfrage nach Porzellan und Fayence-Erzeugnissen nach sich zogen.
Funde aus der Stadtarchäologie geben sowohl Auskunft über das tägliche Leben der damals dort ansässigen Bewohnerinnen und Bewohner als auch über vergangene koloniale Handels- sowie lokale Kaufmannsnetzwerke. „Im Zuge des Baus der Wehrhahn-Linie, dem Kö-Bogen sowie dem Andreasquartier kamen Fragmente von chinesischem Exportporzellan sowie niederländischen und deutschen Fayencen zu Tage, die von gut ausgestatteten Wohnhäusern ihrer bürgerlichen Besitzer zeugen“, erklärt Dr. Christina Kallieris, Kuratorin der Ausstellung.
Im Rahmen des Projektes und der Ausstellung werden einzelne Objekte erstmals in ihren historischen Kontext gestellt, wodurch vergangene Aufstiegsgeschichten lebendig werden. Die Sonderschau zeigt anhand ausgewählter Exponate aus museumseigenem Bestand und Leihgaben der Bodendenkmalpflege sowie des LVR-Landes Museums Bonn die Verbindungen von sozialem Aufstieg und repräsentativer Esskultur im 18. Jahrhundert. Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung der Länder, die Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post e. V. sowie den Freundeskreis des Hetjens – Deutsches Keramikmuseum. Zur Eröffnung erscheint ein ausstellungsbegleitender Katalog.