Düsseldorf – Die Oper Chemnitz hat eine partizipative deutsch-polnische Schreibwerkstatt ins Leben gerufen. Menschen aus Chemnitz, der Kulturhauptstadt Europas 2025, und dessen Partnerstadt Łódź schreiben aus eigenem Erleben, über persönliche Themen und insbesondere über die beiden Städte und ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Auf einer Lesereise stellen die Teilnehmenden ihr gemeinsames Buch vor und machen Station in der Chemnitzer Partnerstadt Düsseldorf. Zu erleben ist ein abwechslungsreiches Programm aus originellen Texten und Gesprächen mit ungewöhnlichen Persönlichkeiten.
Hintergrund
Die internationale, partizipative Schreibwerkstatt ist Teil des Kulturhauptstadtprojekts der Oper Chemnitz, in dessen Mittelpunkt die Opernuraufführung „Rummelplatz“ nach Werner Bräunigs gleichnamigem Roman steht. Der 2007 posthum erschienene Gesellschaftsroman spielt hauptsächlich im Umfeld des sowjetischen Uranbergbaus im Erzgebirge und spiegelt die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen in der frühen DDR wider. Ganz bewusst spielt die Schreibwerkstatt auf Bräunigs Losung „Greif zur Feder, Kumpel!“ an. Sie folgt damit seiner Aufforderung, literarisch aus der eigenen Erfahrung zu schöpfen, weist aber auch auf Bräunigs Wandel vom proletarischen Jungschriftsteller zum kritischen Realisten, der in Konflikt mit dem SED-Regime geriet, hin.
Die Oper Chemnitz greift den „Rummelplatz“-Stoff auf, um zu untersuchen, wie sich Menschen zu ihrem Umfeld und den Umständen ihrer Zeit in Beziehung setzen. Das betrifft Aufarbeitung von Zeitgeschichte und Auseinandersetzung mit der Gegenwart gleichermaßen. Auf beiden Zeitebenen geht es darum, was Menschen motiviert, Verantwortung zu übernehmen und sich bietende Freiheiten zu nutzen. Es geht um die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, aber auch von Grenzen, an die sie geraten.
Die Chemnitzer Schreibwerkstatt folgte der Frage, was die Menschen in der Kulturhauptstadtregion bewegt. Vielfach haben sich Bezüge zu prägenden Phänomenen wie Industrialisierung, Kunst und Architektur der Moderne oder Strukturwandel ergeben. Es wurden aber auch Ereignisse wie die rechtsradikalen Ausschreitungen von 2018 verarbeitet. Daneben tauchen häufig persönliche Lebensfragen auf. In Łódź entstanden durchgängig Texte mit klarem Bezug zur Stadt und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern. Die polnischen und deutschen Teilnehmenden stehen miteinander im Austausch über ihr Schreiben und ihre Lebenserfahrungen.
Ab April beziehungsweise September 2024 fanden Schreibworkshops in der Stadtbibliothek Chemnitz und im Literaturhaus Łódź statt. Nach Düsseldorf kommen voraussichtlich vier Teilnehmende aus Łódź und sechs aus Chemnitz. Um die Arbeitsweise der Schreibwerkstatt zu verdeutlichen, wird ein Gemälde aus den Sammlungen des Stadtmuseums live zum Anlass einer Schreibübung.
Das Projekt „Rummelplatz“ der Städtischen Theater Chemnitz ist Teil des Programms von Chemnitz Kulturhauptstadt Europas 2025. Es findet in Kooperation mit der Technischen Universität Chemnitz, der Stadtbibliothek Chemnitz, dem Literaturhaus Łódź, der Volkshochschule Chemnitz und dem Stadtmuseum Düsseldorf statt.