Düsseldorf – Die Keramiken stammen aus den Berliner Sammlungen von U.D. Bauer sowie von Dr. Annette Hagedorn, die dem Museum jüngst als Schenkung übereignet wurden. Ergänzt wird die Schau mit über 200 Möbeln und Designobjekten namhafter Entwerferinnen und Entwerfer sowie Kleidungsstücke und Accessoires aus Museums- und Privatbesitz.
Nierentisch und Wirtschaftswunder im Westen, Planwirtschaft und “Jugendstunde” im Osten – im ersten Nachkriegsjahrzehnt produzierten die Keramikmanufakturen gemäß der politischen Agenda. Das Design der 1950er Jahre steht bis heute für Innovation und Funktionalität. Die Formensprache der Designobjekte wurde materialübergreifend angewendet. Sie orientierte sich an weichen und runden Formen, die neben den klaren fast minimalistisch anmutenden Linien der Möbel- und Gebrauchsgegenstände einen reizvollen Kontrast boten. Das traute Heim als Rückzugsort, als Ort des Zusammenkommens der Familie gewann zunehmend an Bedeutung. Die keramische Produktion der Nachkriegszeit in Ost und West zeichnet sich durch eine Glasur- und Motivvielfalt aus.
Die Sonderausstellung zeigt herausragende Unikate namhafter Studiokeramiker wie Richard Bampi oder Jan Bontjes van Beek sowie ausgewählte seriell gefertigte Manufakturwaren, die beispielhaft für den Formenreichtum der 1950er Jahre stehen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Produktionsstätten des Ostens. Hier waren es “Volkseigene Betriebe” (VEB), die eine flächendeckende Versorgung der Bürgerinnen und Bürger gewährleisten sollten. Im Westen sind es Werkstätten wie BAY-Keramik, Jasba, Scheurich und Steuler, die für die breite Masse formelegante Waren anbieten, passend zu dem modernen Einrichtungsstil der US-amerikanisch inspirierten Wohnungen. Im Osten produzieren die “Volkseigenen Betriebe (VEB)“, wie die VEB GEOKeramik, die VEB Lausitzer Keramik Bischofswerda oder die VEB Keramische Werke Haldensleben Keramikvasen und Geschirre, die – anders als das devisenbringende Meissner Porzellan – für die Bürgerinnen und Bürger des Arbeiter- und Bauernstaates erschwinglich sein sollten.
Bis heute fasziniert der Mode- und Designstil der 1950er Jahre: “mid-century modern” blieb trotz diverser anderer Zeitströmungen immer aktuell. Die “Fabulous Fifties” stehen wie kein anderes Jahrzehnt für Aufschwung und Wirtschaftswunder. Von nachfolgenden Generationen als bieder und betulich wahrgenommen, markieren sie entgegen ihres Rufs eine Zeit der politischen Neuorientierung sowie der gesellschaftlichen Neuausrichtung nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs.
Die Ausstellung wird am Mittwoch, 2. Oktober, um 18.30 Uhr eröffnet mit musikalischer Begleitung der “The Ballroom Rockets”, die Rockabilly, Rhythm and Blues und Rock’n Roll darbieten werden. Am Tag der Deutschen Einheit, Donnerstag, 3. Oktober, ist der Eintritt in das Hetjens-Museum inklusive der Sonderausstellung frei.