Düsseldorf – Die Ausstellung beleuchtet die drei verfolgten und vergessenen jüdischen Pioniere Abraham Freundlich, Albert Schöndorff und Ludwig Loewy. Im Rahmen eines Presserundgangs stellten Kuratorin Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, und der Urenkel von Abraham Freundlich, Richard Markus, die Ausstellung am Donnerstag, 31. Oktober, vor.
Zunächst wird die Geschichte des Selfmade-Erfinders Abraham Freundlich erzählt, der ab 1883 in Düsseldorf lebte und wirkte. Er entwickelte sich zu einem Pionier der Kühltechnik. Bereits 1902 stellte er auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf eine große Kälteanlage aus und kühlte die Räume des Kunstpalastes. Er war also dem in den USA eingeführten „Air condition“ um etwa neun Jahre voraus. Neben einer großen Palette von Anlagen zur Kältetechnik entwickelte, produzierte und vertrieb seine Firma A. Freundlich Dampfmaschinen, Pumpen, Luftkompressoren, Vakuumpuppen, Staubsauger und Kräne.
Die Kaiserliche Marine beauftragte die Firma mit dem Bau einer Munitionskühlanlage für den größten deutschen Panzerkreuzer SMS Blücher. Auch die Kühl- und Eisanlage für das russische Zarenschloss in Livadia bei Jalta wurde von der Firma A. Freundlich erbaut. Das erste Düsseldorfer Kino, die Lichtburg auf der Königsallee, erhielt eine Kühlanlage von A. Freundlich. Freundlichs Kaltlagerhäuser garantierten die Fleischversorgung während des Ersten Weltkrieges für Düsseldorf. Nach 1933 wurde die Firma schrittweise boykottiert. Anfang 1938 wurden die Kaltlagerhäuser „arisiert“. Im gleichen Jahr verstarb der Firmengründer Abraham Freundlich in Düsseldorf.
Richard Markus, Urenkel von Abraham Freundlich: „Die von meinem Urgroßvater, Abraham Freundlich, den Schöndorffs und Loewys gegründeten und entwickelten Firmen gehörten später zu Linde, Siemens und SMS AG. Während jeder diese Namen kennt, sind die Namen der drei jüdischen Gründer und Unternehmer trotz ihrer bahnbrechenden Erfindungen heute vergessen. Ich freue mich daher, dass die Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte ein erster Schritt ist, diesen tüchtigen jüdischen Unternehmern, die sich auch in der Düsseldorfer Stadtgesellschaft prominent engagiert haben, wieder ein Gesicht zu geben.“
Albert Schöndorff – Pionier im Straßenbahnbau
Als zweites wird Albert Schöndorff in den Blick genommen. Zusammen mit seinem Bruder Hermann gründete er 1890 eine Bettenfabrik in Düsseldorf. Die Firma wurde schnell erweitert um die Bereiche Ladenbau und Warenhausausstattung. Viele bekannte (jüdische) Warenhäuser in der Region wurden von ihnen ausgestattet. Schließlich gliederte Albert Schöndorff 1920 die Waggonfabrik Gebr. Schöndorff in die Firma ein. Auf dem Firmengelände in der Königsberger Straße 100 entstanden Güterwaggons, Straßenbahnen und vieles mehr.
In Düsseldorf gebaute Straßenbahnen fuhren durch viele Städte und Regionen im gesamten Deutschen Reich. Albert Schöndorffs besonders soziales und gesellschaftliches Engagement hat mit dem 1919 initiierten Bauprojekt „Siedlung Freiheit“ in Düsseldorf Spuren hinterlassen. 1933 wurde Albert Schöndorff aus seinem eigenen Unternehmen gedrängt und 1942 aus seinem Fluchtland Niederlande in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.
Ludwig Loewy – Pionier der Luft- und Raumfahrt
Ab 1914 lebte und arbeitete ein genialer Ingenieur in Düsseldorf: der aus Böhmen stammende Ludwig Loewy. Schnell brachte er die Düsseldorfer Firma Schloemann zu einem Marktführer im Bereich hydraulischer Pressen. Loewy verließ 1936 fluchtartig Düsseldorf. In der Emigration in Großbritannien schuf er ein bemerkenswertes Firmenimperium.
Die „Loewy Engineering Company“ stellte hydraulische Pressen und Spezialmaschinen her, die für den Ausbau einer modernen Luftfahrtindustrie dringend benötigt wurden. Sein Bruder Erwin gründete nach seiner Flucht über Frankreich in den USA 1940 den amerikanischen Sitz der Firma, die „Loewy HydroPress“. Beide Brüder trugen mit ihren Firmen zum Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg bei, veränderten die Luft- und Raumfahrtindustrie und prägten einen Großteil der modernen Flugzeugfertigung. Ihre Arbeit und ihr Vermächtnis ermöglichte einige der größten Leistungen des industriellen und technologischen Fortschritts des 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung wurde von Hildegard Jakobs, der stellvertretenden Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, kuratiert und vom Büro Ullrich (Düsseldorf) gestaltet. Sie ist ab dem 1. November bis zum 28. September 2025 zu den üblichen Öffnungszeiten (sonntags, dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr, montags geschlossen) in der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, zu sehen. Der Eintritt ist frei.