Düsseldorf – Mit einem Konzert des Hyperpop-Duos Gulliver DeLarge und frischer Zuckerwatte wird die neue Ausstellung über das Mit- und Nebeneinander von Gemeinschaften auf der Größten Kirmes am Rhein passend eingeweiht. Die Ausstellung kann bis zum 25. Februar 2024 besucht werden.
Das Projekt ist das Ergebnis eines partizipativen Vorbereitungsprozesses, für den das Team des Theatermuseums mit Menschen aus Düsseldorf und Umgebung Gespräche über ihre Rheinkirmes-Erinnerungen geführt und entsprechende Objekte aus den privaten Sammlungen zusammengetragen hat. Diese Gespräche und Objekte bildeten die Grundlage für die Konzeption von „Miteinander Rheinkirmes“.
Die Ausstellung ermöglicht Begegnungen mit den Geschichten dieser Menschen sowie mit den eigenen Erinnerungen und stellt somit die vielfältigen Gemeinschaften vor, die auf der Rheinkirmes zwischen Schützenfest und „Pink Monday“ zueinander finden. Die Besucherinnen und Besucher können sich selbst einbringen und beispielsweise ihre Rheinkirmes-Favoriten benennen oder über ihre Lieblingsbegleitung abstimmen.
Nachdem im Treppenhaus Bilder vom Aufbau der Rheinkirmes und vom traditionellen Schützenzug beim Wachrufen der eigenen Kirmes-Erinnerungen geholfen haben, können Besucherinnen und Besucher in einer Festzelt-Szenerie anderen Menschen begegnen: In Video-Interviews, die das Museumsteam für die Ausstellung geführt hat, schildern Kirmes-Fans, Schützen, Wirtinnen und andere ihre Erlebnisse und Anekdoten von der Größten Kirmes am Rhein. Während man an Biertischen Platz nimmt, kann man somit die Geschichten fremder Menschen kennenlernen.
Zudem können die Museumsbesucherinnen und -besucher im ersten Ausstellungsraum mehr über die Rheinkirmes als Bezugspunkt für die Homosexuellenszene und die Kunst erfahren. Zum Einen über Vereinszeitschriften und Community-Magazine zu Kirmesausfahrten und aus der frühen Phase des Pink Monday in der legendären Schwarzwald-Christel. Zum Anderen über Schauspiel-Inszenierungen von 1909, 2000 und 2013, wo auf unterschiedliche Weisen Jahrmarktsfeste und Kirmessen Einfluss auf die Aufführungen gehabt haben.
Kooperation mit Kunstschaffenden
Für die Sonderausstellung „Miteinander Rheinkirmes“ hat das Theatermuseum außerdem mit Künstlerinnen und Künstlern kooperiert. So hat der Regisseur und Fotograf Faraz Baghaei Schaustellerinnen, Schausteller und Saisonkräfte kennengelernt und sie in Porträts festgehalten. Eine Auswahl der Porträts wird in der Ausstellung erstmals gezeigt. Die Bilder machen dabei die Menschen sichtbar, ohne die die Fröhlichkeit der Kirmes nicht zu denken wäre, die aber zumeist unsichtbar bleiben und oft unter prekären Arbeitsbedingungen tätig sind.
Für eine akustische Perspektive auf die Rheinkirmes wurde mit dem Hyperpop-Duo Gulliver DeLarge zusammengearbeitet. In ihrem exklusiv für das Theatermuseum geschriebenen Song „Billiges Parfüm“ thematisieren sie die vielfältigen Annäherungen und Begegnungen auf der Größten Kirmes am Rhein. Das Lied ist in der Ausstellung zu hören. Um den Gesamtblick auf die Kirmes mit all ihren Attraktionen und Angeboten ins Theatermuseum zu holen, gab es eine dritte Kooperation mit der Bühnenbildnerin Miriam Möller-Wieland. In ihrem spielerischen und markanten Wandbild können Besucherinnen und Besucher die Orte ihrer schönsten Kirmes-Erinnerungen markieren.
Die ausgestellten Objekte zeichnen sich durch ihre Vielfältigkeit aus: Von einer frühneuzeitlichen Illustration des großen Feuerwerks am Rhein anlässlich der Fürstlich-Jülich’schen Hochzeit 1585 über Mandel-Tüten, Fahrchips und Schützenjacken bis hin zu selbst gebastelten Schwarzwald-Christel-Schildern für die eigene Pink-Monday-Party während der Corona-Pandemie. Diese Objekte hat das Theatermuseum in den vergangenen Monaten im Dialog mit Düsseldorferinnen und Düsseldorfer gesammelt.
Für Dr. Sascha Förster, Leiter des Theatermuseums, war das Sammeln der Objekte ein besonderer Prozess: „Über die konkreten Begegnungen meines Teams mit den Menschen aus Düsseldorf haben wir mehr über die einzigartige Bedeutung der Größten Kirmes am Rhein herausgefunden als die Lektüre von Büchern und Zeitungsartikeln jemals ermöglicht hätte. Für die Offenheit der Menschen im Austausch mit uns bin ich sehr dankbar.“
Die Exponate dienen nicht zur Dokumentation vergangener Rheinkirmessen und der Schützengeschichte Düsseldorfs. Sie sind vielmehr Erinnerungsobjekte individueller Geschichten, die in der Ausstellung aber gleichzeitig als Stellvertreter funktionieren. So können bei den Besucherinnen und Besucher über die Begegnung mit den Objekten eigene Kirmes- oder Rummel-Erinnerungen ins Gedächtnis gerufen werden, sodass sie Teil der Ausstellung werden.