Krefeld: Kunstwerk „Straßenvernetzungen“ findet Platz

Das Metallrelief aus dem Jahr 1957 hängt nun am neuen Gebäude der Autobahn GmbH in Krefeld gleich hinter dem Hauptbahnhof.

Krefeld – Auf dem Weg zu seinem jetzigen Standort hat die Skulptur eine spannende Reise hinter sich gebracht, wäre um ein Haar in einem Keller verloren gegangen und konnte am Ende doch gerettet und restauriert werden. „Zangs is coming home!“, formulierte Oberbürgermeister Frank Meyer in Anlehnung an einen Stadionklassiker und betonte: „Herbert Zangs war eine besondere Künstlerpersönlichkeit unserer Stadt. In wenigen Wochen wäre er 100 Jahre alt geworden. Dieses Kunstwerk schlägt eine wunderbare Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und empfängt ab sofort jeden Besucher, der vom Bahnhof aus in die Südstadt unterwegs ist.“

Das Kunstwerk fand im Neubau an der Grenzstraße keinen Platz mehr

Das Relief war ursprünglich eine Auftragsarbeit für Herbert Zangs, bestellt durch das Landesstraßenbauamt, einen Vorläufer der Autobahn GmbH. Die Skulptur wurde 1957 am damaligen Domizil der Behörde an der Grenzstraße 140 angebracht und hing dort mehr als sechs Jahrzehnte. Nachdem zuletzt die Deutsche Rentenversicherungsanstalt Rheinland dort Büroräume unterhielt, wechselte das Gebäude 2019 erneut den Eigentümer. Ein Mehrparteienwohnhaus sollte nun hier entstehen. Im Zuge der Baumaßnahme musste das Kunstwerk deinstalliert werden und fand in der Planung des Neubaus keinen Platz mehr. „Ich kam eines Morgens dort vorbei, und das Relief hing nicht mehr an gewohnter Stelle“, erzählt die langjährige Kulturbeauftragte der Stadt Krefeld, Dr. Gabriele König. Von Berufs wegen sensibilisiert für Kunst im öffentlichen Raum, wurde sie sogleich aktiv.

Ihre Recherche beim neuen Eigentümer führte sie zunächst an den Lagerplatz des Kunstwerks in einem Keller und schließlich zur Niederlassung Rheinland der Autobahn GmbH. Diese bezieht in wenigen Monaten für mindestens 20 Jahre den Neubau hinter dem Hauptbahnhof und zeigte sich sofort offen für eine erneute Installation der bald 70 Jahre alten Skulptur. Auch der Eigentümer des neuen Gebäudes, die BOB AG, erklärte sich mit der Aufhängung der Drahtplastik einverstanden. Also wurde das Kunstwerk auf städtische Kosten aufwändig restauriert und an der neuen Fassade angebracht. „Ich bin froh, dass die Arbeit wieder der Öffentlichkeit zugänglich ist und hier sogar eine thematische Anbindung hat“, sagt Dr. Gabriele König. Denn das Metallrelief symbolisiert das Ein- und Ausfädeln von Autos und Lastwagen auf einer Autobahn. „Es passt richtig gut hierhin“, betont auch Thomas Ganz, Direktor der Niederlassung Rheinland. „Und mit einem echten Krefelder Künstler spannen wir einen schönen Bogen von der Stadt zu unserem Unternehmen, der Autobahn GmbH.“

Als Maler Lankes taucht Herbert Zangs in der „Blechtrommel“ auf

Der Schöpfer der Skulptur, Herbert Zangs, wurde am 27. März 1924 in Krefeld geboren und starb einen Tag vor seinem 79. Geburtstag am 26. März 2003 in einem Krefelder Seniorenheim. Er gehört zu den wichtigsten Künstlern, die Krefeld hervorgebracht hat, und erhielt zahlreiche Auszeichnungen im In- und Ausland, unter anderem den Kunstpreis der Stadt Krefeld, den Premio Lissone in Lissabon, den Europapreis für Malerei in Ostende und die Stadtehrenplakette seiner Heimatstadt Krefeld. Seine Arbeiten sind national wie international Bestandteil musealer Sammlungen. Wichtigste akademische Lehrer für Zangs an der Kunstakademie Düsseldorf waren Otto Pankok und Wilhelm Herberholz. Seine erste Einzelausstellung hatte er 1950 im Kaiser-Wilhelm-Museum.

Herbert Zangs war fester Bestandteil der Kunstszene am Niederrhein: Er war bekannt mit Joseph Beuys, befreundet mit Adolf Luther und kannte auch Günter Grass. Als Maler Lankes bekam er deshalb einen Auftritt in Grass‘ weltberühmten Roman „Die Blechtrommel“. Bekannt wurde Herbert Zangs für seine Technik, Gegenstände weiß anzumalen: Die Formen von Kneifzange, Handschuh oder Wellpappe rücken dadurch optisch in den Vordergrund und verleihen dem Blick eine neue Perspektive. Ursprung dieser Technik war ein Auslandsaufenthalt: Der 18-jährige Zangs war im Krieg in Finnland stationiert und begeisterte sich an einer Landschaft, deren weiße Schneeflächen die Konturen der Bäume ganz besonders deutlich hervortreten ließen. Überhaupt war Zangs ein Weltenbummler: Ab 1950 bereiste er Europa und Nordafrika, später folgten Reisen nach Russland, Japan, die USA und Kanada sowie Australien und Neuseeland. Häufig war er als Anhalter unterwegs – und somit im Grunde prädestiniert für ein Kunstwerk, das Straßen als Wege in die Ferne zum Thema hat.

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