Georg Bönisch rollt Kriminalfälle in Düsseldorf auf

Mörder, Zocker, Terroristen - Düsseldorf war in den vergangenen Jahrzehnten Schauplatz hochkarätiger Politaffären, Dramen und Verbrechen.

Düsseldorf – Hier tötete ein RAF-Kommando den Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder, hier hatte die Stasi eine wichtige Agentin im Landeskriminalamt platziert, hier wurde ein “Sonderbotschafter” des iranischen Staatsoberhaupts Ajatollah Khomeini am Flughafen mit 1,7 Kilo Rauchopium erwischt.

Georg Bönisch, über 30 Jahre lang SPIEGEL-Korrespondent in der Landeshauptstadt Düsseldorf und ein echter Reporter vom alten Schlag, war bei fast allen Fällen recherchierend involviert. Er hat sich noch einmal in die Archive begeben und die spektakulärsten Fälle neu aufgerollt. In seinem Buch erzählt er nicht die typischen effektvollen und blutrünstigen True-Crime-Geschichten, sondern liefert einen thematischen wie inhaltlichen Querschnitt durch die Gesellschaft.

So zockten 1980 zwei Altstadt-Jungs auf einfache Weise den Metro-Konzern ab und machten sich mit 36 Millionen DM auf und davon. Und 1985 sorgte der Mord an Düsseldorfs “Eis-König” Giuseppe Palatini bundesweit für Schlagzeilen. Die Täterin: seine junge Geliebte. Die Tatwaffe: eine Armbrust. Von Tabatabai bis Möllemann, vom Liebespaar-Mörder über den Wehrhahn-Anschlag bis zum Al-Qaida-Bombenbau: Kein politischer oder unpolitischer Wahnsinn, der fatalerweise das Zeug zu einem Thriller hätte, kommt zu kurz.

Herbert Reul, Minister des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, lobte bei der Präsentation des Buchs in Düsseldorf nicht nur die attraktive Aufmachung – auch die “irren Geschichten” haben ihn als “begeisterten Krimi-Leser” beeindruckt: “So was habe ich noch nie gelesen. Es hat mich gefesselt.”

Düsseldorf Kriminell versammelt elf bekannte und weniger bekannte Kriminalfälle nach 1945, beleuchtet die Taten und ihre Hintergründe. Bönischs akribische Recherche macht klar, dass die Aufklärung in einigen Fällen nur halbherzig erfolgte und die Justiz ihrer Verantwortung nicht immer gerecht wurde, etwa in den 1950er-Jahren, als eine Nazi-Clique versuchte, die FDP zu unterwandern. Der blutige Anschlag auf Zuwanderer an der S-Bahn-Station Wehrhahn im Jahr 2000 ist bis heute ungeklärt und ungesühnt.

Der Autor: 

Georg Bönisch, Jg. 1948, ist seit 1969 historisch interessierter Journalist und Autor. Bis Ende 2013 war er Redakteur des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL. Er hat mehrere Sachbücher geschrieben. Im Greven Verlag erschienen vom ihm zuletzt: “Fernschreiben 827 – Der Fall Schleyer, die RAF und die Stasi” und “Der 96-Prozent-Mann – Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen (1906-1987)”.

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