Erste Ausstellung über die Bataverschlacht in Krefeld

In Deutschland gibt es nur drei bekannte antike Schlachtfelder: am Harzhorn (Südniedersachsen im Landkreis Northeim), in Kalkriese (Landkreis Osnabrück) und in Krefeld.

Krefeld – Dort gibt es zudem – und das ist eine absolute Ausnahme – eine passende historische Schriftquelle. Der römische Historiker Tacitus (58 bis 120) schildert in seinen „Historien“ das Kampfgeschehen der Bataverschlacht. Durch archäologische Grabungen in den vergangenen Jahrzehnten konnten die schriftlich überlieferten Ereignisse im Herbst 69 nach Christus bestätigt werden – ein seltener Glücksfall. Das Archäologische Museum Krefeld zeigt nun erstmals über diese Schlacht eine Ausstellung: „Römer versus Bataver. Die Schlacht von Gelduba“.

Wer heute über die schmalen Wirtschaftswege entlang der Äcker und Wiesen in Krefeld-Gellep schlendert, ahnt natürlich nichts mehr von den Ereignissen vor rund 2.000 Jahren. Die noch wenigen Häuser des Dorfes Gellep stehen eingerahmt von Betrieben im Krefelder Hafen und einer Zufahrt zu einem Wendebecken. Oberirdisch lässt nichts mehr auf die römische Vergangenheit des Ortes schließen. Die Spuren von Gelduba und der Schlacht befinden beziehungsweise befanden sich im Boden. „Die Folge war keine Schlacht, sondern ein Schlachten“, schildert Tacitus. Er schildert sehr genau für seine gebildete Leserschaft den Kampfverlauf – aus rein römischer Sicht. Als Elfjähriger wird er selbst kaum ein Augenzeuge gewesen sein. Ihm wurde jedoch wohl aus „erster Hand“ über das Ereignis berichtet. Zahlreiche Menschen und Pferde sterben an jenem Herbsttag im Jahr 69 nach Christus bei „Gelduba“. Bei diversen Grabungen kamen immer wieder Relikte der Bataverschlacht ans Licht, die zurzeit im Archäologischen Museum Krefeld gezeigt werden.

„Wir haben eine zweigeteilte Ausstellung“, sagt Kurator und Stadtarchäologe Dr. Hans-Peter Schletter. Sie beginnt mit einem Erlebnisbereich mit mehreren Miniaturdarstellungen, führt durch einen Tunnel mit einer Schlachtanimation in eine sachlich-wissenschaftliche Betrachtung mit archäologischen Funden. Wichtig sei ihm, dass es in der Ausstellung nicht um eine Glorifizierung der Römer und einer Schlacht in der Antike gehe, wie in den Monumental- und Sandalen-Filme aus den 1950er und 1960er-Jahren. Dazu passe auch die Präsentation von Schattenbildern römischer Soldaten. Denn: „Wir kennen keine Namen. Wir wissen nicht, was die Menschen vorher oder nach der Schlacht gemacht haben. Wir können keine individuellen Schicksale erfassen, nur schattenhaft das Leid und den Schrecken“, erklärt Schletter diese fiktionale Momentaufnahme.

Unweit des Rheins trafen 69 nach Christus zwischen 20.000 und 25.000 Soldaten bei einem Ort namens Gelduba aufeinander. Die Bataver dienten mit vielen Männern in der römischen Armee als Spezialeinheit. Sie waren in allen Kampftechniken bestens ausgebildet. „Das waren keine Germanen in zottligen Fellen, sondern gut ausgebildete und mit römischen Waffen bestückte Soldaten“, so Schletter. Die Bataver siedelte mit seinen 35.000 bis 45.000 Menschen zwischen Rhein und Maas. Sie betrachteten sich selbst als „societas“, als unabhängige Verbündete Roms, die Römer sie jedoch als Teil ihres Reiches. Trotz einiger Sonderrechte mussten die Bataver Soldaten stellen, von denen zahlreiche nach dem Ende der Dienstzeit auch das römische Bürgerrecht erhielten. Ihr Aufstand begann nach dem Selbstmord von Kaiser Nero im Jahr 68: Die Bataver sollten nun nicht mehr freiwillig, sondern erzwungen Soldaten stellen. Dagegen erhoben sich die Bataver am Rhein. Ihnen schlossen sich etwa 5.500 schon im Dienst befindliche Soldaten an, weil sie unehrenhaft von ihren Aufgaben nach dem Selbstmord des Kaisers entbunden waren. Bei der Bataverschlacht in Gelduba trafen also erprobte römische Soldaten aufeinander.

Im wissenschaftlichen Bereich sind die archäologischen Erkenntnisse aus den vergangenen Jahrzehnten zusammengetragen worden. Restauratorin Eileen Wolff – sie konzipierte die Ausstellung mit – hat unter anderem fünf von über 200 gefundenen Pferdeskeletten aus der Schlacht präpariert. Diverse Schwarz-WeißFotos vermitteln einen Eindruck von den Grabungen in Krefeld-Gellep. Die Ausstellung endet mit einer archäologischen Sensation: Schletter konnte in Krefeld erstmals in Deutschland die Spuren von zwei Trophaea auf einem antiken Schlachtfeld nachweisen. Nur durch einen glücklichen Zufall konnten die römischen Legionäre die Schlacht gegen den germanischen Stamm der Bataver doch noch gewinnen, weil im letzten Augenblick eine römische Verstärkung eintraf. Dort wendete sich die Schlacht, und dort bauten die Römer ihre temporären Siegesdenkmäler auf.

Die Ausstellung „Römer versus Bataver. Die Schlacht von Gelduba“ geht noch bis zum 20. Oktober. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen keinen Eintritt in die Krefelder Museen, Erwachsene zahlen für die Sonderausstellung drei Euro Eintritt. Im Archäologischen Museum Krefeld an der Rheinbabenstraße befinden sich weitere Funde aus dem römischen Kastell und dem Gräberfeld.

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