Krefeld – Die fünfbändige Krefelder Stadtgeschichte deckt viele, aber nicht alle historischen und thematischen Bereiche ab. Insofern ergänzt die neue Folge der Krefelder Studien die Gesamtbetrachtung Krefelds. Bislang unbeachtete Dokumente und andere Quellen in mehreren Archiven, aber vor allem den Zeitungsbestand des Krefelder Archivs nutzte van de Kerkhof für ihre analytische Betrachtung. „Man findet nicht nur neue Perspektiven, sondern auch immer wieder neues Material“, sagt Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs über die Forschungsarbeit. Das methodisch Neue an diesem Buch sei, dass Industrie- mit Konsum- und Kulturgeschichte des Rheinlands verbunden werde, so van de Kerkhof. Die hiesige Textil- und Chemieindustrie werde in einem größeren nationalen und internationalen Zusammenhang beleuchtet und eingeordnet. „Die wenigen goldenen Jahre der Weimarer Zeit ab 1924/1925 waren in Krefeld und dem niederrheinischen Umland nicht so glänzend, wie man es früher annahm. Nicht nur während des Ruhrkampfs, der Hyperinflation und der Besetzung durch die belgischen Truppen, sondern auch nach deren Ende blieben die Zeiten bis auf kurze Erholungsphasen der Wirtschaft krisenhaft“, schreibt van de Kerkhof. Für die Samtund Seidenstadt verbindet sich mit dieser Zeitphase ein tiefgreifender Wandel. „Der Abschied von Luxus-Produkten findet in Krefeld während der Weimarer Zeit statt“, sagt die Historikerin.
Der wissenschaftliche, eher sperrige klingende Titel „Moderne Zeiten im Westen? Industriegeschichte und Konsumkultur der Stadt Krefeld in der Weimarer Zeit, 1918- 1933“ sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es van de Kerkhof gelingt, ein spannendes Bild der Zeit in der Weimarer Republik zu zeichnen. Sie zeigt die Facetten der Samt- und Seidenstadt in jenen Jahren, die sich wandelnde Textilindustrie, die Streiks und Aufstände, das Feiern und den Sport, kurzum das städtische Leben. Die Veröffentlichung in der Reihe „Krefelder Studien“ wurde durch die Stadt Krefeld und den Landschaftsverband Rheinland ermöglicht. Die Auflage beträgt 500 Exemplare. Das Buch umfasst 367 Seiten und kostet 30 Euro. Es ist im Stadtarchiv Krefeld an der Girmesgath 120 während der Öffnungszeiten oder im Buchhandel erhältlich.