Würzburg – Wie mittlerweile Tradition wird auch die diesjährige Stadtleseaktion durch eine Ausstellung eingeleitet, die ab 2. April im Oberen Foyer des Rathauses zu sehen ist. Der erste Teil der Ausstellung, sechs Tafeln umfassend, die von Volker Michels, dem exzellenten Kenner und Herausgeber der Sämtlichen Werke des Dichters, konzipiert wurde, behandelt die Biographie und das Werk von Hermann Hesse, dessen große Erzählung Narziß und Goldmund in diesem Jahr im Fokus steht. Der anschließende Teil der Ausstellung, zusammengestellt von Hans Georg Bauner und Daniel Osthoff, widmet sich zunächst auf drei Tafeln dem Thema „Hermann Hesse in Würzburg“.
Im Rahmen einer Lesereise weilte der Dichter mit seiner künftigen Frau Ninon zwei Tage im März 1928 in unserer Stadt und veröffentlichte wenige Wochen später den Essay Spaziergang in Würzburg, der in mehreren Zeitungen publiziert wurde. Anhand dieses Textes, veranschaulicht durch historische Aufnahmen, wird dieser Spaziergang nachvollzogen und zeigt den individuellen Blick des Autors auf die Stadt. Denn Hesses Interesse galt nicht den gemeinhin besuchten und beschriebenen Sehenswürdigkeiten der Stadt, die ein Baedeker-Tourist aufgesucht und abgehakt hätte, sondern vielmehr dem Würzburg der kleinen Läden, der Gerüche von Weihrauch und Wein, dem Treiben am Fischmarkt und – anscheinend eine Zufallsentdeckung – einer Madonna von Tilman Riemenschneider in der Burkarder Kirche. All diese Eindrücke fanden Niederschlag in der gerade in der Entstehung begriffenen Erzählung Narziß und Goldmund, und Würzburg wurde somit zu einem der Schauplätze eines Werks der Weltliteratur.
Der heutige Literatur-Enthusiast hat auf seiner Spurensuche in Würzburg natürlich Vorgänger. Fünf Jahre nach dem Dichter selbst folgte ein junger Maler aus Dresden, Gunter Böhmer mit Namen, den Spuren des von ihm vergötterten Autors im Süden Deutschlands, so auch in Würzburg, und hielt Motive der Stadt in Zeichnungen fest. Den Illustrationen Böhmers, der schließlich – wie Hesse – seinen lebenslangen Wohnsitz in Montagnola im Tessin nahm und der bedeutendste Illustrator von Hesse-Werken wurde, widmet sich der folgende Teil der Ausstellung. Daran anschließend dokumentieren drei Tafeln die Beschäftigung weiterer Künstler mit dem Werk Hesses, wobei sich der Bogen vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart spannt.
So soll diese Ausstellung wieder einmal eine Einstimmung auf das im Mai stattfindende Literaturfestival sein und im Oberen Foyer des Rathauses ein breites Publikum erreichen, auch ein zufälliges Publikum, das sicherlich vielfältige Anregungen mitnehmen kann.
Zur Eröffnung der Ausstellung am 3. April um 17 Uhr durch Kulturreferent Benedikt Stegmayer sind Gäste im Oberen Foyer des Rathauses herzlich willkommen. Die Ausstellung ist vom 2. bis 29. April im Oberen Foyer des Würzburger Rathauses zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Donnerstag von 8.00 – 18:00 Uhr und Freitag von 8:00 – 13:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.