Krefeld – Die Augen des mittelalten Mannes scheinen den Betrachter zu fixieren. Mit einem freundlichen Gesichtsausdruck lädt das Porträt ein, sich in der Ausstellung „Mächtig und Stark“ umzuschauen. Der dargestellte Sammler heißt Johannes Tiberius Bodel Nijenhuis (1797-1872). Er stammt aus den Niederlanden. Seine Leidenschaft nahm enorme Ausmaße an: 50.000 Karten, 300 Atlanten und 22.000 topographische Drucke und Zeichnungen sowie 265 Kartenmappen. Das Konvolut gehört heute zur Sammlung der Universitätsbibliothek Leiden. „Darunter befinden sich viele Karten, die so gut wie unbekannt sind“, sagt Dr. Wolfgang Löhr, Vorsitzender der Stiftung Geschichte des Raumes Peel-Maas-Niers und langjähriger Leiter des Stadtarchivs Mönchengladbach. Einige dieser Schätze zeigt nun das Stadtarchiv Krefeld als großformatige Kopien, ergänzt durch Texte und einige Zeitdokumente in der Ausstellung „Mächtig und Stark. Karten erzählen Geschichte von Festungen und Städten zwischen Rhein und Maas“.
Neuentdeckte Darstellung eines Feldlagers bei Uerdingen
„Mit Karten kann man mehr erzählen als mit Tausend Worten“, sagt Löhr. Die Ausstellungsidee mit Karten von Festungen, Festungsstädten und Schlachten zwischen Rhein und Maas vom 16. bis zum 18. Jahrhundert an die Öffentlichkeit zu treten, beschäftigte die Mitglieder der Stiftung Geschichte des Raumes Peel-Maas-Niers schon seit einigen Jahren. Überwiegend stammen die Karten aus dem 17. Jahrhundert, einer Zeit, die durch politische, militärische und wirtschaftliche Umbrüche gekennzeichnet ist. Darunter befindet sich auch eine neuentdeckte Darstellung eines Feldlagers bei Krefeld-Uerdingen vor der Schlacht 1642 an der Hückelsmay, einer der großen Schlachten während des Dreißigjährigen Krieges am Niederrhein. Das zwischen der Rheinstadt und Hohenbudberg gelegene und befestigte Areal für die Truppen veranschaulicht das Ausmaß der militärischen Aktion. Zudem ist eine provisorische Rheinquerung auf der Karte zu sehen, die Truppenbewegungen über den Strom ermöglichte. Der Beitrag vom Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld, beschäftigt sich dann weiter mit der eigentlichen Schlacht.
In der Ausstellung wird eine Karte, gestochen von Matthias Merian, gezeigt, die den Aufmarsch der protestantischen und katholischen Truppen im Januar 1642 darstellt. In der Publikation, dem Theatrum Europaeum, finden sich weitere Schilderungen über den Kampf. So wird unter anderem berichtet, dass der kaiserliche General Lamboy beim Mittagessen „zwischen 10 vnd 11 Vhren Mittags“ plötzlich angegriffen wurde. Aus dem hiesigen Archivbestand ist auch ein zweisprachiges Flugblatt zu sehen, in Niederländisch und Französisch. Die Radierung zeigt die Formation der Soldaten an der Landwehr und die umliegenden Ortschaften.
Ausstellung in Krefeld endet am 22. März
Die Stiftung Geschichte des Raumes Peel-Maas-Niers beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit der Geschichte der Region. Sie ist grenzüberschreitend und sprachübergreifend tätig. Ihr gehören 14 Archivare, Museen und Geschichtsfreunde an. Zur Ausstellung ist eine zweisprachige Publikation erschienen. Diese kostet fünf Euro. Mit „Mächtig und Stark. Karten erzählen Geschichte von Festungen und Städten zwischen Rhein und Maas“ liegt eine Sammlung von 21 Aufsätzen vor, die sich mit Kartenwerk vom 16. bis 18. Jahrhundert befassen und auch aktuelle Luftaufnahmen zeigen. Es sind nur rund 70 Exemplare erhältlich. Der Verkauf findet ausschließlich im Stadtarchiv statt. Die Ausstellung in Krefeld endet am Freitag, 22. März. Sie wird anschließend im niederländischen Gennep (angrenzend an den Kreis Kleve) gezeigt. Die Öffnungszeiten des Stadtarchivs stehen unter www.krefeld.de/stadtarchiv.