Düsseldorf – Elf zeitgemäße Produktionen werden im Showcase gezeigt, ein überaus spannendes Stadtprojekt und zwei brandaktuelle Akademien in Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr laden dazu ein, schon heute das Theater von morgen zu entdecken.
Seit mehr als 30 Jahren ist das Impulse Theater Festival eine Plattform für die Freien Darstellenden Künste. Der Showcase präsentiert Produktionen der vergangenen Saison – dieses Jahr in verschiedenen Düsseldorfer Spielstätten. Sie zeigen das Besondere der Freien Szene in einer großen Vielfalt unterschiedlicher Theaterformen: von der Lecture-Performance über ein gemeinsames Dinner von Künstler*innen und Publikum an einem geheimen Ort bis hin zu einem Musical in verschneiter Landschaft.
Eröffnet wird mit JUSTITIA! Identity Cases, einer multimedialen Show über das Verhältnis von Theater, Gericht und Online-Pranger. Das Duo caruso + avila führt in „Mi Vida En Tránsito“ einen liebevollen Dialog über Depression und Hoffnung. Nadja Duesterberg empfängt das Publikum im Rahmen des Projekts „Haus/Doma“ von subbotnik mit einem Vier-Gänge-Menü und Geschichten aus in den Gastro-Küchen an einer langen Tafel. Boris Nikitin hält in „Magda Toffler. Versuch über das Schweigen“ einen bestechend einfachen Monolog über das Schweigen. In der Kunstsammlung NRW / K20 erwecken Boglárka Börcsök und Andreas Bolm drei mittlerweile verstorbene Tänzerinnen in einer mysteriösen Performance zum Leben. Und mit „Dudes“ halten endlich die Klappe ist endlich mal wieder ein Stück über alte weiße Männer im Programm.
In der zweiten Festival-Woche präsentiert das Kollektiv Henrike Iglesias mit „Lames To Dust“ eine Show über Vergänglichkeit und Trauer – in den Hauptrollen: die Telefone des Publikums. In „Szenario“ von Jan Philipp Stange & Company wird der Förderantrag der freien Kunst- und Kulturszene zur absurden Textvorlage für ein Musical. Die Gruppe „Absent.e pour le moment“ erzählt in „Vielleicht“ vom Kampf für die Umbenennung von Straßen, deren Namen die Kolonialzeit verherrlichen. Oliver Zahn befasst sich in „Steinerne Gäste“ mit dem Nachleben gestürzter Statuen. Die „Sinfonie Des Fortschritts“ von Nicoleta Esinencu wiederum ist ein dynamisches Sprechkonzert über Menschen aus Osteuropa, die im Westen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten. Umfunktionierte Stichsägen und Akkuschrauber schaffen den Soundteppich.
In Köln lässt sich auf spielerische Weise eine komplett „Verkehrte Welt“ erleben: In einem Autoscooter ohne Autos hat die Performancegruppe Turbo Pascal ein „Stadtprojekt“ entwickelt, das sich mit der Mobilität von Kindern in der Großstadt beschäftigt: Was passiert, wenn nicht mehr die Erwachsenen bestimmen, wo und wie es langgeht? Wenn der Tretroller Vorfahrt hat vorm SUV? Es wird spannend!
Die Akademien – Forum für die ästhetische und kulturpolitische Selbstverständigung – finden im Ringlokschuppen Ruhr in Mülheim an der Ruhr statt. Am ersten Wochenende beschäftigt sich die Jahrestagung der Dramaturgischen Gesellschaft in der Akademie #1 „Have You Tried Turning It Off And On Again? Theater für eine Welt im Schleudergang“ mit multiplen Krisen. In Keynotes, Tischgesprächen, Panels und Workshops werden brennende Themen in einer immer komplexer werdenden Welt verhandelt.
„Weniger Produzieren, Besser Arbeiten! Die Freien Darstellenden Künste jenseits des Wachstums“ lautet der Titel der Akademie #2, die in Kooperation mit dem Netzwerk Cheers for Fears entwickelt wurde. Akteur*innen aus künstlerischer Praxis, Produktion, Dramaturgie, Verwaltung, Gewerkschaften und Förderwesen begeben sich gemeinsam auf die Suche nach Möglichkeiten für eine nachhaltigere Theaterarbeit und bessere Arbeitsbedingungen für Künstler*innen – oder kurz: nach einem Ausweg aus dem Hamsterrad.