Krefelder Sozialraumprojekt „Wir im Quartier Plus“

Im Frauencafé im Quartiersbüro am Schinkenplatz treffen sich Krefelderinnen, um sich austauschen, einander besser kennenzulernen und häufig auch die Sprachkenntnisse zu verbessern.

Krefeld – Im Quartiersbüro am Schinkenplatz ist es an diesem Mittwochmorgen voll und laut geworden. Zwölf Frauen haben sich um einen großen Tisch versammelt. Ein Kauderwelsch aus diversen Sprachen lässt eine Atmosphäre wie an einem internationalen Flughafen entstehen. Arabisch wechselt sich mit Deutsch ab, zwei Frauen unterhalten sich auf Türkisch, auch Ukrainisch und Tamil sind zu hören. An einer Tischecke sitzt Gülbahar. Sie streichelt ihrem vierjährigen Sohn über den Kopf. Gülbahar ist mit ihrer Familie vor wenigen Monaten aus der Türkei nach Deutschland gezogen. Ihr Mann hat hier ein Jobangebot als Ingenieur angenommen. Während ihre siebenjährige Tochter die Schule besucht, hat ihr Sohn erst ab August einen Kita-Platz. Dann, erzählt Gülbahar, kann sie endlich den Integrationskurs belegen. All das erklärt sie bereits in beeindruckend fließendem Deutsch. Sie besucht das Frauencafé im Quartiersbüro für die dort verfügbaren Beratungsangebote und den Austausch mit anderen Frauen. „So kann ich nebenbei mein Deutsch weiterhin verbessern und gleichzeitig neue Kontakte knüpfen“, sagt sie.

Frauencafé als offene Dialogplattform

Das Frauencafé gibt es seit Ende Mai, es ist als offener Dialog für alle Frauen aus dem Quartier entworfen. Einmal in der Woche kommen hier Themen auf den Tisch, die so vielschichtig wie die Teilnehmerinnen selbst sind. Sie erörtern Erziehungsfragen, diskutieren aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und helfen sich bei alltäglichen Herausforderungen. „Die Themen entwickeln sich von selbst und kristallisieren sich jedes Mal aufs Neue heraus“, erklärt Susanne Mätzold, die die Runde mit ihrer Kollegin Kerstin Kurdek leitet. „Wir möchten hier einen Raum schaffen, in dem die Frauen offen über ihre Bedürfnisse reden können. Sie sollen sich vernetzen, Vertrauen schaffen und dabei ihre sprachlichen Fertigkeiten verbessern, um gestärkt zu werden für die Aufnahme einer Beschäftigung.“ Das Angebot hat sich im Quartier herumgesprochen, immer mehr Frauen sind in den vergangenen Wochen dazu gestoßen. Zuletzt hat die Gruppe zusammen gekocht, bald ist eine gemeinsame Sporteinheit angedacht.

Dabei ist das Frauencafé nur eines von vielen Angeboten des Sozialraumprojekts „Wir im Quartier Plus“ (WiQ Plus), das im vergangenen Oktober mit einer Lauffrist bis August 2027 in Krefeld an den Start gegangen ist. Spezialisiert auf die Quartiere Hardenbergviertel, Stephanplatz, Alt-Inrath und die Dieselstraße, adressiert WiQ Plus vor allem Familien, deren Lebenssituationen nachhaltig verbessert werden sollen, um damit sozialer Ausgrenzung und Armut entgegenzuwirken. Das Team des städtischen Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung unterstützt sie in sämtlichen Bereichen, etwa mit einer schrittweisen Aufnahme von Beschäftigungen, bei behördlichen Angelegenheiten oder der Stärkung von Familienkonstellationen.

Claire Berten: „Oberstes Ziel ist die soziale Teilhabe“

„Oberstes Ziel ist die soziale Teilhabe. Wir möchten die Frauen, Männer und Kinder an das gesellschaftliche Leben im Quartier und ans System insgesamt anbinden. Das gelingt im ersten Schritt häufig schon einmal damit, die vielen Hilfsangebote überhaupt sichtbar zu machen“, sagt Projektkoordinatorin Claire Berten von der Kommunalen Zentralstelle für Beschäftigungsförderung (ZfB). Die Arbeitsstruktur ihres Teams ist zweigegliedert: Im Case-Management begleiten die Kolleginnen und Kollegen die Familien bei ihren individuellen Problemlagen, übernehmen hierbei eine Lotsenfunktion zwischen Ratsuchenden und Zielinstitutionen. In der Sozialraumarbeit gehen sie mitten hinein in die Quartiere, schaffen durch bewusst niedrigschwellige Gruppenangebote, Elternfrühstücke oder Sprechstunden in Schulen und Kitas ein verbindendes Netzwerk.

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