Förderprojekt ermöglicht Verbesserungen im Bamberger Hain

Ein Biodiversitätsprojekt des Bundes optimiert Lebensräume für Tiere und Pflanzen in der ganzen Stadt Bamberg, aktuell wird am Hainweiher gearbeitet.

Bamberg – Der Hainweiher wird ökologisch deutlich aufgewertet: Das Wasser wird abgelassen, der Hainweiher im Anschluss entschlammt, um die drohende Verlandung zu verhindern. Dies geschieht im Rahmen des vom Bund geförderten Projekts „Städtische Wälder und Parks in Bamberg – Biodiversität und Klimaanpassung im urbanen Raum“, das aus fünf Teilprojekten besteht. Alle Teilprojekte werden öffentlich erläutert: „Wir verbessern mit konkreten Maßnahmen den Lebensraum für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt und machen zugleich Natur für die Bürgerschaft erlebbar“, betonte Oberbürgermeister Andreas Starke bei der Enthüllung der Tafel am Hainweiher.

Oberbürgermeister Starke hat die große Informationstafel gemeinsam mit dem Zweiten Bürgermeister sowie Klima- und Umweltreferent Jonas Glüsenkamp, Finanzreferent Bertram Felix und den Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz und Lisa Badum enthüllt. Schwarz konnte durch seine Funktion im Haushaltsausschuss die Förderung des Bundes organisieren und hatte maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Finanzierung. „Ich freue mich, dass die Teilprojekte dieses für Bamberg wichtigen Naturschutzprojekts nun nach und nach umgesetzt werden können“, so Schwarz. Mit 1,2 Millionen Euro unterstützt das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums dieses Vorhaben. Der Eigenanteil der Stadt beträgt 140.441 Euro. OB Starke dankte MdB Schwarz für dessen Einsatz. Ebenso dem Gesamtprojektleiter und Forstamtsleiter Johannes Hölzel, „der hervorragende Arbeit leistet“, so Starke. Auch der Vorsitzende des Bürgerparkvereins „Bamberger Hain“, Dr. Alfred Schelter, war sehr zufrieden mit der Aktion, zumal damit „wichtige Ziele des Fördervereins unterstützt werden“.

Ganz konkret umfasst das Förderprojekt fünf verschiedene Schwerpunkte: Wasser, Licht & Wald, xylobionte Großkäfer, Hainweiher, Gebäudebrüter sowie Natur- und Gartenpädagogik. Bis 2027 werden dazu im Stadtgebiet und den angrenzenden Wäldern eine Vielzahl von Maßnahmen umgesetzt, die Lebensräume verbessern, Nischen schaffen und so dem klimabedingten Artenschwund entgegenwirken (siehe Infokasten).

Startschuss für den Hainweiher
Am Tag der Enthüllung der Bautafel war zugleich Startschuss für das Teilprojekt Hainweiher. Der idyllische Hainweiher am Botanischen Garten im Hain droht immer stärker zu verlanden. Um den Fortbestand des Hainweihers zu sichern, der in den 1920-er Jahren im Rahmen der Umgestaltung eines Regnitzarmes entstanden ist, ist eine Entschlammung des Gewässers unabdingbar. Am Dienstag wurde damit begonnen, das Wasser des Hainweihers abzulassen. Die eigentliche Entschlammung beginnt dann am 16. August und wird rund drei Wochen dauern.

Zum Hintergrund
„Über die Jahre hinweg haben sich im Hainweiher Substratablagerungen angesammelt, was zu einer immer stärker werdenden Verlandung und einem allmählichen Zuwachsen des Gewässers geführt hat. Die ökologische Struktur verschlechterte sich dadurch zusehends, insbesondere für die im und am Hainweiher lebenden Tiere“, erklärt Robert Neuberth, Leiter der Abteilung Grünanlagen und Friedhöfe bei Bamberg Service. Daher wird das Wasser des Hainweihers jetzt von Bamberg Service kontrolliert abgelassen und anschließend der Schlamm entnommen, ehe die Wasserzufuhr wieder aktiviert wird.

Zum Rettungspaket für den Hainweiher gehören laut Neuberth weitere Maßnahmen: So soll mit der Gewässereintiefung und der Etablierung einer natürlichen Gewässerzonierung wieder eine gerade in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger werdende stabile Wasserschichtung im Hainweiher zurückgewonnen werden. Mit dem Rückbau der Einfassungsmauer am Südrand des Hainweihers und der Anlage eines Flachufers wird zudem die Zugänglichkeit für alle im Gewässerbereich anzutreffenden Tiere wiederhergestellt. Gleichzeitig soll durch diverse Kiesschüttungen und Neubepflanzungen ein natürlicher Uferaufbau mit einer anschließenden Sumpfzone entstehen. Das Projekt wird mit einem Monitoring begleitet.

Was geschieht mit den im Hainweiher befindlichen Tieren?
Sämtliche Nutzfische sowie die Kois und die Schildkröten werden am Samstag, 5. August, in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein umgesetzt und nach der Baumaßnahme wiedereingesetzt.

Zum Schutz der Bäume wird zwischen südlichem Hainweiher und südlicher Schillerwiese eine temporäre Baustraße mit Vlies und Schotterauflage errichtet. Im Zuge der Baumaßnahme wird außerdem die Zugänglichkeit der Insel genutzt und die dortige Weide aus baumpflegerischen Gründen etwas zurückgeschnitten.

Wohin kommt der Schlamm?
Da ein Transport des Schlammes nur über kurze Strecken machbar ist, wird auf der südlichen Schillerwiese das entnommene Material temporär gelagert werden. Nach einer Abtrocknungszeit von etwa 6 bis 8 Wochen soll dann das Substrat über das Jahnwehr abtransportiert werden. Im Rahmen der Eingriffsminimierung soll über das Auslegen eines speziellen Vlieses der Eintrag von Substratbestandteilen in die Wiesenoberfläche weitgehend verhindert werden. Nach dem Wegfahren des Materials wird der Ursprungszustand der Wiese wiederhergestellt.

Welche Einschränkungen gibt es für Besucher:innen des Hains?
Der Zufahrtsweg zwischen südlichem Hainweiher und südlicher Schillerwiese muss ab dem 16. August voll gesperrt werden. Die Umleitung für Fußgänger und Radverkehr wird ausgeschildert. Bereits am 14. August werden die Bänke und Abfalleimer im Bereich des Hainweiher-Zulaufes entfernt.

Biodiversitäts-Projekt
Im Rahmen des Biodiversitäts-Projekts „Städtische Wälder und Parks in Bamberg – Biodiversität und Klimaanpassung im urbanen Raum“ werden bis 2027 fünf Teilprojekte umgesetzt, zu 90 Prozent gefördert durch das Bundesförderprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Das Teilprojekt „Wasser und Wald“ hat das Ziel, bestehende Feuchtbiotope aufzuwerten und das Wasserreservoir im Stadtwald zu reaktivieren. In Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren sollen die Habitate von Kreuzkröte, Ringelnatter und Bergmolch vernetzt und verbessert werden. Durch Schaffung von Flachwasserbereichen mit Schilfgürteln können neue Lebensräume für bisher noch nicht nachgewiesene Arten wie Kammmolch und Gelbbauchunke entstehen.

Unter Leitung von Dr. Jürgen Gerdes, Biologe des Klima- und Umweltamtes, soll im Teilprojekt „xylobionte Großkäfer“ der Bestand seltener, Totholz-bewohnender Käferarten wie der Eremit, Heldbock oder Hirschkäfer durch Trittsteinbiotope im Stadtgebiet gesichert werden. Ebenso sind unter Leitung von Dr. Gerdes im Teilprojekt „Gebäudebrüter“ an zahlreichen Stellen in der Stadt Nisthilfen für Mauersegler und ein langfristiges Monitoring geplant.

Pädagogisch begleitet werden die naturschutzfachlichen Teilprojekte durch das Teilprojekt „BiBA – Biodiversität Bamberg“. Das Team um Gartenpädagoge René Paetow vermittelt das Wissen und die Vielfalt in Hain und Wald nicht nur an Schulklassen, sondern an die gesamte Bevölkerung.

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