Der angeschlagene Batteriehersteller Varta will sich mit einem radikalen Schuldenschnitt retten – den Aktionären droht der Totalverlust. Das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Ellwangen teilte am Montag mit, es habe beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (Starug) angezeigt. „Damit wollen wir eine mögliche Insolvenz des Unternehmens nachhaltig abwenden.“ Ein neuer Aktionär könnte der Sportwagenhersteller Porsche werden.
Varta stellt neben Haushaltsbatterien auch Auto- und Energiespeicherbatterien her. Das Unternehmen ist mit fast 500 Millionen Euro tief verschuldet und konnte auch wegen eines Hackerangriffs im Frühjahr nicht rechtzeitig den Jahresabschluss für 2023 vorlegen. Der Kurs der Aktie fiel von fast 200 Euro Anfang 2021 auf aktuell rund zehn Euro.
„Die aktuelle Schuldensituation verbaut der Varta-Gruppe absehbar die Chancen auf ein positives Geschäftsergebnis“, erklärte das Unternehmen. „Notwendige Investition müssen ausbleiben, wodurch Marktpotenziale nicht erschlossen, Umsatzchancen also verpasst werden.“ Den Ausweg biete ein Schuldenschnitt.
Die Gläubiger von Varta seien dazu aber nur bei einem Kapitalschnitt auf null bereit, so Varta. Damit verlieren sämtliche Aktien ihren Wert, Varta wird nicht mehr an der Börse gehandelt. Weitere Voraussetzung ist laut dem Unternehmen frisches Kapital; benötigt wird ein „hoher zweistelliger Millionen-Euro-Betrag“.
Laut einer Mitteilung vom Sonntagabend könnten Porsche, der bisherige Großaktionär, der österreichische Unternehmer Michael Tojner sowie „weitere interessierte Parteien“ bei Varta einsteigen. Die VW-Tochter Porsche will bis 2030 mehr als 80 Prozent vollelektrische Autos verkaufen. 2023 betrug der Anteil 12,7 Prozent – einziges vollelektrisches Modell war der Taycan, von dem Porsche knapp 41.000 Stück verkaufte.
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