Das Münchner Ifo-Institut hat vor den volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer Wiedereinführung der Wehrpflicht gewarnt. Abhängig vom Szenario wäre mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung Deutschlands um bis 70 Milliarden Euro zu rechnen, erklärten die Forschenden am Mittwoch. Es wäre demnach sinnvoller, die Bundeswehr mit mehr Mitteln auszustatten, um sie als Arbeitgeber attraktiver zu machen.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte im Juni ein neues Modell für die systematische Untersuchung junger Männer auf ihre Eignung zum Wehrdienst vorgestellt. Eine Rückkehr zur Wehrpflicht ist darin allerdings nicht vorgesehen. Im Zentrum stehen vielmehr eine verpflichtende Erfassung und eine bedarfsorientierte Musterung – eine Pflicht zur Ableistung des Diensts besteht nicht. Gleichzeitig wird aber auch die Einführung eines verpflichtenden Dienstes diskutiert.
Im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen beleuchtete das Ifo-Institut nun drei unterschiedliche Szenarien. Betreffe die Pflicht demnach alle Menschen eines Jahrgangs, wäre mit dem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,6 Prozent und 70 Milliarden Euro zu rechnen. Würde wie bei der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht rund ein Viertel zum Militär- oder Zivildienst eingezogen, beträgt der Rückgang den Angaben nach 0,4 Prozent oder 17 Milliarden Euro. Sind nur fünf Prozent eines Jahrgangs betroffen (ähnlich wie in Schweden), beziffern die Forschenden den Rückgang mit 0,1 Prozent oder drei Milliarden Euro.
Die Kosten entstünden vor allem, weil junge Menschen erst später beginnen würden, Humankapital und Vermögen aufzubauen. Die Forschenden raten stattdessen, Wehrdienstleistenden höhere Gehälter zu zahlen, um die Attraktivität zu steigern. Dies würde zwar den Staatshaushalt stärker belasten, die gesamtwirtschaftlichen Kosten fielen aber um fast die Hälfte geringer aus als bei der Wehrpflicht.
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