IW-Studie: Mieterstrom hat großes Potenzial – wird aber viel zu selten genutzt

Strom vom Dach des Mehrfamilienhauses: Im sogenannten Mieterstrom schlummert einer Studie zufolge erhebliches ungenutztes Potenzial.

Strom vom Dach des Mehrfamilienhauses: Im sogenannten Mieterstrom schlummert einer Studie zufolge erhebliches ungenutztes Potenzial. Wie eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln ergab, gewann der Ausbau von Solaranlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern in den vergangenen Jahren an Dynamik – bei Mehrfamilienhäusern im Geschosswohnungsbau kam er hingegen „kaum voran“. Grund sei, dass die Interessen zwischen Mietern und Vermietern derzeit „kaum zusammengebracht werden können“.

Von den insgesamt 19 Millionen Mieterhaushalten in Mehrfamilienhäusern könnten bis zu 14,3 Millionen in 1,9 Millionen Gebäuden von Mieterstrom profitieren, wie die Forscher am Dienstag weiter mitteilten. Das Potenzial für die Stromerzeugung liege bei 43 Terawattstunden. Darin inbegriffen sind auch Wohnungseigentümergemeinschaften.

Selbst ohne diese läge das Potenzial dem IW zufolge immer noch bei rund 934.000 Gebäuden mit einer möglichen Produktion von 16,07 Terawattstunden. Allerdings gibt es der Studie zufolge aktuell nur 9000 solcher angemeldeter Anlagen. Die jährliche Stromproduktion liegt bei 0,16 Terawattstunden. Frühere Studien waren von einem wesentlich geringeren allgemeinen Potenzial ausgegangen.

Beim Mieterstrom wird Strom in unmittelbarer Nähe produziert – meist mit Solaranlagen auf dem Dach von Mehrparteienhäusern oder Wohnanlagen – und nicht über die öffentlichen Netze geleitet. Mieter können ihren Strom dann direkt vom Vermieter beziehen, was günstiger wäre. Mehrere Hemmnisse führen laut der Studie aber dazu, dass Mieterstrom in vielen Häusern gar nicht erst angeboten wird.

Besonders in Häusern mit wenigen Mietparteien sei das Modell oft nicht wirtschaftlich, weil die Mieter nicht zur Abnahme des Stroms verpflichtet seien und somit Ertragseinbußen für den Anbieter drohten. Bei Eigentümergemeinschaften ist zudem der Entscheidungsprozess ein großes Hemmnis. Außerdem fehlten in vielen Bestandsgebäuden noch die technischen Voraussetzungen für die direkte Belieferung, etwa die richtigen Zähler. Das sei oft mit „teuren Umbaumaßnahmen“ verbunden.

Ohne umfassende Reformen werde sich „an dem Nischendasein des Mieterstroms nichts ändern“, erklärten die Forscher. Sie forderten unter anderem eine „bundesweit einheitliche Abwicklung der Prozesse zwischen Mieterstromanbietern, Netzbetreibern und Messstellenbetreibern“. Die Planung von Mieterstrom müsse standardisiert und bundesweit einheitlich sein.
© AFP

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