Sicherer Sommer: Rhein heißt nicht rein!

Blauer Himmel, heiße Sonne, lange Sommerferien - da lockt ein Sprung ins kalte Wasser.

Leverkusen – Das Rheinufer scheint dafür ideal: In den kleinen Buchten zwischen den Buhnen ist das Wasser still und ruhig, ein vermeintlich idealer Ort für Badespaß mit Familie oder Freunden. Doch meist werden die Gefahren vollkommen unterschätzt. Einmal in die Strömung geraten, wird das kühle Nass schnell zur Todesfalle.

Welche Gefahren das Plantschen selbst im flachen Uferbereich birgt und wie man sich im Ernstfall verhalten sollte, erläuterte Brandrat Thorsten Kreutz von der Berufsfeuerwehr Leverkusen heute bei einer Übung mit dem Mehrzweckboot der Feuerwehr auf dem Rhein. Dabei wurde die Rettung einer im Wasser treibenden Person geübt.

Immer wieder muss die Feuerwehr Leverkusen zu Rettungseinsätzen auf dem Rhein ausrücken Im Jahresdurchschnitt kommt die Fachgruppe Wasserrettung/Tauchen in Leverkusen dreizehn Mal auf den Leverkusener Gewässern oder dem Rhein zum Einsatz. Dabei kommt es auch vor, dass es sich um einen Einsatz aus Köln oder weiter Rhein aufwärts handelt. Aufgrund der Fließgeschwindigkeit des Flusses werden die Leitstellen der dem Rhein folgenden Städte mit alarmiert. Häufig kommt es vor, dass der Einsatz abgebrochen werden muss, ohne dass eine Person aufgefunden werden konnte. Dabei ist es reines Glück, wenn die Person noch selbst ans Ufer gelangt und medizinisch versorgt werden muss. Es kann auch anders ausgehen: Ende Mai geriet in Düsseldorf eine Mutter vor den Augen ihrer Kinder beim Baden im Rhein in Lebensgefahr; der Vater wurde beim Versuch zu helfen ebenfalls in die Strömung gezogen und ist seitdem vermisst.

Gefährliche Strömungen können entstehen

Der Fluss wirkt an vielen Stellen harmlos: Uferstellen mit Steinstegen, die den Rhein für die Schifffahrt verlangsamen sollen, ziehen Badegäste an, die sich bedenkenlos ins vermeintlich ruhige Wasser begeben. Am Ende dieser künstlichen Landzungen können gefährliche Strudel und Strömungen entstehen, die selbst geübte Schwimmerinnen und Schwimmer in die Flussmitte oder unter Wasser ziehen. Aufgrund des sich schnell verändernden Wasserstands durch vorbeifahrende Schiffe entsteht an eben noch harmlos scheinenden Badestellen kurzfristig Lebensgefahr.

Die Schiffe bahnen sich einen Weg durch das Wasser und schieben Wellen vor dem Bug her. Hinter ihnen folgt ein großer Unterdruckbereich, dem wiederum große Heckwellen folgen. Die Wellen, die das Schiff erzeugt, entwickeln eine gefährliche Sogwirkung. Sie können Kinder aus dem schützenden Bereich zwischen den Kribben hinaus in die Strömung reißen. Die nächste Sogwelle entsteht, wenn die Wellen aus dem Kribbenbereich wieder herauslaufen. Wenn Kinder bei der Sogwirkung des Schiffes dem sinkenden Wasserstand hinterherlaufen, werden sie von der nachfolgenden Welle erfasst, überspült oder sogar mitgerissen.

Verhaltenshinweise im Notfall – nicht gegen die Strömung kämpfen

Gerät man in den Sog des Flusses ist es wichtig, ruhig zu bleiben und vor allem nicht zu versuchen, gegen die Strömung zu schwimmen. Stattdessen sollte man sich mit der Strömung kraftsparend Richtung Ufer bewegen

Wird eine Person im Rhein gesichtet, gilt:

Als erstes den Notruf 112 wählen und den genauen Standort mitteilen – dazu den Rheinkilometer nennen, der auf großen Schildern am Ufer ablesbar ist. Auf keinen Fall sollte man selbst ins Wasser gehen, sondern die Person im Rhein ununterbrochen beobachten und am Ufer mitgehen, dabei den Kontakt zur Leitstelle über den Notruf 112 halten, um den Rettungskräften den Weg zur Person aufzuzeigen.

In vielen Fällen sind es auch die Helfer selbst, die bei einem Rettungsversuch ums Leben kommen. Ein fataler Fehler ist dabei, voll bekleidet ins Wasser zu springen. Die Kleidung saugt sich schnell mit Wasser voll und zieht den Körper zusätzlich unter die Wasseroberfläche. Wenn dann zusätzlich die Wassertemperatur sehr niedrig ist, sind Erschöpfung und Krämpfe vorprogrammiert.

Fließgeschwindigkeit nicht unterschätzen

Auch wird oftmals die Fließgeschwindigkeit des Rheins unterschätzt. So fließt das Wasser in der Fahrrinne für die Schiffe bis zu 8 km/h schnell. Dies hört sich zunächst langsam an; allerdings erreichen ungeübte Freizeitschwimmer diese Geschwindigkeit nicht annähernd. Sie können daher die Fließgeschwindigkeit aus eigener Kraft nicht kompensieren und werden bei schwindenden Kräften z.T. kilometerweit abgetrieben. Besondere Gefahren lauern an Bojen, Brückenpfeiler und Ankerketten von Anlegern. Hier sammelt sich unter Wasser oft Treibgut, woran eine Person schnell hängenbleiben bzw. nach unten gezogen werden kann.

Rettungsmaßnahmen der Hilfskräfte, seien es Polizei, Feuerwehr oder DLRG, gestalten sich oft schwierig. Da die in der Notsituation befindliche Person in der Regel bereits viele hundert Meter oder sogar Kilometer abgetrieben sein kann, ist das Suchgebiet recht groß. Auch der Einsatz von Rettungstauchern kann aufgrund der starken Strömung nur sehr bedingt und mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, wie z.B. Sicherheitsleinen, stattfinden. Leider ist es dann meist schon zu spät und es kann nur noch eine Leiche geborgen werden.

 

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