Krefeld – Am Großen Wannsee 56-58 – in der im Südwesten Berlins gelegenen Villa trafen sich 15 Funktionäre des NS-Regierungsapparates und der SS, um die „Endlösung der Judenfrage“ unter den Bürokraten zu organisieren. Von dieser Konferenz am 20. Januar 1942 blieb von 30 Exemplaren nur ein Besprechungsprotokoll erhalten. Es ist eines der wichtigsten Zeit-Dokumente der NS-Geschichte. Autor Paul Mommertz hat aus dem Protokoll, aus Aussagen von Adolf Eichmann anlässlich dessen Prozesses in Jerusalem und aus anderen Dokumenten ein Dokumentarspiel rekonstruiert. Das Kresch-Theater, Krefelder Schauspiel für Kinder und Jugendliche wird dieses Stück 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in seiner kommenden Spielzeit auf die Bühne bringen. Über dieser steht das Thema „Zeit“, wie sie in ihren Facetten in Sprache, Geschichte, Fiktion und Alltag allgegenwärtig erscheint.
Kulturstiftung fördert die Aufführung
Die Wannsee-Konferenz bezeichnet Wabra als den „härtesten Brocken der Spielzeit“ – inhaltlich und wie in der Umsetzung. „Es geht um Verantwortung und Sensibilisierung für das Thema. Wir wollen damit einen Beitrag zur politischen Bildung leisten“, so die Intendantin. Und mit 15 Schauspielern und einer Schauspielerin handelt es sich um eine aufwändige Produktion des Krefelder Schauspiels für Kinder und Jugendliche. „Es ist ein großes Projekt für uns als ein kleines Theater“, sagt die Intendantin. Für das pädagogische Begleitprogramm kooperiert das Theater zudem mit der Krefelder NS-Dokumentationsstelle und dem Studiengang Kulturpädagogik der Hochschule Niederrhein. Premiere ist am 20. Januar, dem Tag der Wannsee-Konferenz. Das Stück ist für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene gedacht. Die Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld fördert die Aufführung mit 15.000 Euro. „Das Kresch-Theater ist als Aushängeschild für Kinder- und Jugendtheater in Krefeld nicht wegzudenken. Umso wichtiger ist es gerade in der heutigen Zeit, auch schon früh die Kinder- und Jugendlichen zu dieser Thematik zu sensibilisieren“, so Silvia Pfaar, Referentin Stiftungen der Sparkasse Krefeld.
Die Spielzeit eröffnet das Kresch-Theater am 19. September mit dem Kinderbuchklassiker „Momo“ von Michael Ende. Regie führt Franz Mestre. Die Inszenierung ist eine Kooperation mit der Schauspielschule „Der Keller“ in Köln. Bei einem Vorsprechen in Köln konnte Mestre sein ideales Ensemble für das Stück zusammensetzen. „Wir haben auch sofort unsere Momo gefunden – ein Glücksgriff“, betont Wabra. Die Geschichte handelt von dem außergewöhnlichen Mädchen, das am Ende mit nichts als einer Blume in der Hand und einer Schildkröte unter dem Arm gegen die Zeitdiebe, die „grauen Herren“, kämpft. Für die Krefelder Aufführung hat sich das Kresch-Theater stark an der Buchvorlage orientiert und viel Text übernommen. „Wir wollen die Poesie des Autoren Michael Ende auf die Bühne bringen“, so Mestre.
Märchen in der Vorweihnachtszeit
Inzwischen ist es eine gute Tradition, dass das Krefelder Schauspiel für Kinder und Jugendliche in der Vorweihnachtszeit ein Märchen inszeniert. In den vergangenen Jahren waren die Aufführungen rasch ausverkauft. Nun zeigt das Kresch-Theater ab 1. Dezember die „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. „Wir reisen in die Vergangenheit, Gegenwart und in die Zukunft“, so Wabra. Und die Intendantin verspricht ein außergewöhnliches Bühnenbild, ein schwebendes London. Die fünf Schauspieler sind übrigens alle Krefelder. Alle Informationen und alle Stücke, Premieren und Wiederaufnahmen stehen ab sofort unter www.kresch.de. Karten können ab sofort bestellt werden per E-Mail an kresch@krefeld.de oder unter Telefon 0 21 51 / 86 26 26. Das Spielzeitheft mit dem kompletten Angebot liegt in Institutionen und Einrichtungen aus.