Die mitgliederstärkste deutsche Gewerkschaft, die IG Metall, will bei der anstehenden Tarifrunde sieben Prozent mehr Lohn für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Elektro- und Metallindustrie fordern. Das sei die Empfehlung, die der Gewerkschaftsvorstand den regionalen Tarifkommissionen für ihre Beratungen mitgebe, sagte die IG-Metall-Tarifverantwortliche Nadine Boguslawski am Montag in Frankfurt am Main. Eine Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche will die Gewerkschaft demnach zunächst nicht fordern.
Der Inflationsdruck sei weiterhin hoch, die Beschäftigten bräuchten „deutlich“ mehr Geld, erklärte die Gewerkschaft. Außerdem empfiehlt der IG-Metall-Vorstand eine zunächst nicht näher definierte „soziale Komponente“ für die unteren Tarifgruppen. Die Ausbildungsvergütung soll pauschal um 170 Euro steigen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen.
IG-Metall-Chefin Christiane Benner sprach von einer „vernünftigen“ Forderungen „in bewegten Zeiten“, die der Vorstand einstimmig beschlossen habe. Die Empfehlung werde auch der wirtschaftlichen Situation der Unternehmen gerecht.
Aus den Reihen der Arbeitgeber waren zuletzt unter Verweis auf die wieder abgeschwächte Inflation und den Tarifabschluss aus dem Jahr 2022 Forderungen nach einer Nullrunde gekommen. Das kritisierte Benner scharf: Wer „noch vor der ersten Verhandlung eine Nullrunde fordert, heizt wirklich diese Debatten auf und das fanden wir respektlos“.
Für eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit spricht sich die IG Metall vorerst nicht aus. „In der Debatte war klar, aufgrund des Preisdrucks, dass der Fokus auf dem Thema Entgelt liegt, in dieser Tarifrunde“, sagte Benner. Die finanzielle Situation habe sich „für viele einfach echt dramatisch zugespitzt“. Außerdem habe sich herausgestellt, „dass es eher um das Thema der selbstbestimmten Arbeitszeiten und mehr Arbeitszeitsouveränität“ gehe.
Die regionalen Tarifkommissionen der Gewerkschaft tagen nun am Freitag und beraten über die Empfehlungen. Der Vorstand trifft am 9. Juli einen endgültigen Beschluss. Bis zum 30. September bleibe dann Zeit für „erste vernünftige Gespräche“, sagte Benner. Am 28. Oktober endet die Friedenspflicht – dann würden Warnstreiks möglich.
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