Ein weiterer Rückgang der Inflation ist im April ausgeblieben: Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen im Jahresvergleich um 2,2 Prozent und damit im gleichen Ausmaß wie im März, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag aufgrund vorläufiger Ergebnisse mitteilte. Anfang April war die Mehrwertsteuer auf Erdgas und Fernwärme wieder auf den Normalsatz von 19 Prozent gestiegen; im Monatsverlauf verteuerten sich Benzin und Diesel kräftig.
Die Preise für Nahrungsmittel stiegen im April laut Statistikamt unterdurchschnittlich um 0,5 Prozent im Jahresvergleich. Die Preise für Energie im Vergleich zum April 2023 um 1,2 Prozent. Dienstleistungen dagegen wurden im April deutlich teurer, die Preise stiegen hier um 3,4 Prozent.
„Dass die Inflation nicht gefallen ist, lag einzig daran, dass zuletzt die Kraftstoffpreise wieder gestiegen waren und außerdem zum 1. April die Mehrwertsteuer auf Erdgas wieder auf den Normalsatz von 19 Prozent angehoben worden war“, erklärte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. Die Mehrwertsteueranhebung bei Gas und die Mehrwertsteueranhebung auf Speisen in Restaurants zu Beginn des Jahres machten aktuell einen halben Prozentpunkt Inflation aus.
Im Monatsvergleich stiegen die Preise im April um 0,5 Prozent, wie die Statistiker weiter mitteilten. Endgültige Ergebnisse veröffentlicht die Behörde am 14. Mai. ,IMK-Direktor Dullien hält den Abwärtstrend bei der Teuerung in Deutschland für „ungebrochen“. Er rechnet in den kommenden Monaten mit einem weiteren, wenn auch nur noch langsamen Rückgang der Kerninflation – der Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie. Sie lag im April bei 3,0 Prozent.
Dullien rechnet im Jahresdurchschnitt mit einer Inflation von 2,5 Prozent in Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte vergangene Woche eine Rate von 2,4 Prozent in diesem Jahr prognostiziert. ,Risiken für das zügige Erreichen des Inflationsziels von 2,0 Prozent „bestehen auch auf längere Sicht fort“, warnte am Montag die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib. Ein entscheidender Faktor dabei sei, „wie treibend das schwache Produktivitätswachstum bei gleichzeitig starken Lohnzuwächsen auf den gesamtwirtschaftlichen Preisdruck wirkt“.
Das Ifo-Institut in München rechnet damit, dass die Inflation in den kommenden Monaten „erst einmal nicht weiter zurückgehen und bei knapp über zwei Prozent verharren wird“. In der monatlichen Umfrage des Instituts gaben im April etwas mehr Unternehmen als im März an, sie wollten ihre Preise anheben. Damit stiegen die vom Institut ermittelten Preiserwartungen wieder an.
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