Eine Studie sieht zusätzliches Potenzial für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe: Jede und jeder vierte hier noch nicht Tätige wäre zu einem Engagement bereit. Diese „stille Reserve“ von 26 Prozent ermittelte der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) in seiner Erhebung „Motive und Motivation in der Flüchtlingshilfe“. Basis dafür war eine Mehrfachbefragung aus dem vergangenen Jahr.
Über alle Bereiche des Engagements hinweg hatten sich demnach 45 Prozent in den letzten zwölf Monaten freiwillig engagiert. Sport, Kultur und Freizeit waren dabei die beliebtesten Bereiche, hier waren 42 Prozent der freiwillig Engagierten tätig. Dahinter folgte der Bereich Soziales und Gesundheit mit 35 Prozent sowie jener unter anderem Schule, Kindergarten und Jugendarbeit umfassende mit 24 Prozent. Die Flüchtlingshilfe lag mit 13 Prozent im unteren Mittelfeld.
Davon unterstützen 24 Prozent Geflüchtete im Sprach- und Lernbereich, 17 Prozent nahmen hier Ankommende zuhause auf, 16 Prozent sammelten Geld- und Sachspenden und zwölf Prozent engagierten sich in Erstaufnahmeeinrichtungen. Weitere 51 Prozent gaben demnach an, auf andere, nicht näher kategorisierte Weise sich für Geflüchtete engagiert zu haben.
Auch nach den Motiven für ein freiwilliges Engagement für Geflüchtete wurde gefragt. Die hier Tätigen sind laut Studie „in der Regel altruistischer eingestellt, haben einen höheren politischen Gestaltungswillen und bringen politischen Institutionen mehr Vertrauen entgegen“ im Vergleich zu in anderen Bereichen oder gar nicht Engagierten.
Um das Engagement für Geflüchtete zu fördern, empfehlen die Verfasser der Studie daher unter anderem, Engagement- und Demokratieförderung stärker zu verzahnen sowie Kooperationsstrukturen vor Ort zu stärken. Wichtig sei es, die lokale Bevölkerung in Entscheidungen miteinzubeziehen, zum Beispiel durch Kooordinatoren für die Flüchtlingshilfe oder sogenannte Runde Tische.
Fehlende Zeit sei darüber hinaus der am häufigsten angegebene Grund, warum Menschen sich nicht engagieren, heißt es in der Studie. „Um hier anzusetzen, müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber einbezogen werden“.
Als Basis für die SVR-Erhebung diente den Angaben zufolge eine Befragung mit drei Befragungswellen zwischen Februar und August 2023. An diesen nahmen jeweils zwischen rund 2500 und 4000 Menschen teil. Dabei seien „theoretisch die Bedingungen für eine repräsentative Befragung“ erfüllt gewesen.
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