Nach Ansicht der Diakonie steht das Pflegesystem in Deutschland auf der Kippe. Kollabiere die häusliche Pflege, breche das gesamte Pflegesystem zusammen, warnte Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch in der „Ärzte Zeitung“ vom Donnerstag. Um gegenzusteuern, forderte er mehr Hilfe für pflegende Angehörige.
Mit Blick auf die ambulante Pflege stelle die Diakonie fest, dass es wegen des Fachkräftemangels zunehmend schwieriger werde, eine geeignete Pflege zu gewährleisten. „Deswegen müssen wir darauf setzen, dass Familien umfangreiche Unterstützungs-Settings vorfinden“, sagte Schuch der „Ärzte Zeitung“. Derzeit werden in Deutschland 80 Prozent der knapp fünf Millionen pflegebedürftigen Menschen zu Hause versorgt. Bei rund 3,1 Millionen Menschen machten das Angehörige oder Freunde.
Auch der GKV-Spitzenverband betont die Bedeutung aller Träger in der Pflege. „Nur in der Kombination von Angehörigenpflege, ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen ist die aktuell notwendige Pflege überhaupt noch ansatzweise leistbar“, sagte Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, der Nachrichtenagentur AFP.
Die zuhause pflegenden Angehörigen seien „der größte Pflegedienst in Deutschland“, betonte Lanz. „Deshalb ist es richtig, dass Angehörigen für diese Pflegeleistungen Rentenansprüche zustehen, auch wenn der Staat sich um deren Finanzierung drückt und diese Aufgabe fälschlicher Weise bei der Pflegeversicherung abgeladen hat.“
In der stationären Pflege muss laut Diakonie-Präsident Schuch die Finanzierung umgestellt werden, um pflegebedürftige Menschen bei steigenden Eigenanteilen zu entlasten. „Die Pflege muss über die Pflegeversicherung bezahlt werden, und es muss einen festen Anteil geben, den die Pflegebedürftigen zu erbringen haben“, erläuterte er. Eine „Spirale nach oben, die zu finanzieller Überforderung führt“, müsse dabei verhindert werden.
© AFP