Kostenersparnis statt Expansion – das Blatt bei den Auslandsinvestitionen der deutschen Unternehmen wendet sich. „Immer mehr Betriebe investieren mittlerweile im Ausland, weil für sie der Standort Deutschland zu teuer und kompliziert ist“, erklärte Ilja Nothnagel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), am Dienstag anlässlich der Vorstellung einer Sonderauswertung. Dafür analysierte die DIHK die Investitionspläne von 1900 deutschen Industrieunternehmen im Ausland.
Anfang des Jahres nannten demnach 35 Prozent der Firmen Kostenersparnis als Hauptmotiv – nach 32 Prozent ein Jahr zuvor. So einen hohen Wert gab es laut DIHK zuletzt 2008. Bei den kleineren Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten lag die Zahl bei 37 Prozent.
Nur noch 37 Prozent der Firmen nannten den Ausbau von Vertrieb und Kundendienst als Hauptmotiv – vor zwei Jahren waren es noch 48 Prozent. All das sei „leider eine Reaktion auf die sich verschlechternden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Land“, betonte Nothnagel.
Insgesamt wollen der Sonderauswertung zufolge 42 Prozent der Industriebetriebe im Ausland investieren und damit etwas mehr als ein Jahr zuvor – allerdings sei der Wert nur in den Jahren 2023 und 2009 noch niedriger gewesen als im Moment. Außerdem wollten zuletzt nur noch 30 Prozent statt 31 Prozent im Jahr zuvor ihr Budget für Auslandsinvestitionen erhöhen. Demgegenüber plant mit 23 Prozent fast jede vierte Firma Kürzungen, nach 18 Prozent vor einem Jahr.
Bestimmt würden die Überlegungen deutscher Firmen, ob und weshalb sie im Ausland investieren, neben der schwachen Konjunktur auch von geopolitischen Risiken, erläuterte die DIHK. „Die Investitionsbudgets insgesamt sind belastet“, erklärte Nothnagel. Hohe Kosten, strukturelle Unsicherheit durch die Geopolitik, Digitalisierung und Energiepreise hinterließen ihre Spuren und das wirke sich auch auf das Engagement im Ausland aus.
In Deutschland bestehe „dringender Handlungsbedarf“, kommentierte die DIHK die Studienergebnisse. Die hohen Energiepreise und Arbeitskosten, der Fachkräftemangel und „zunehmend die ausufernde Bürokratie“ machten den Unternehmen hierzulande zu schaffen.
© AFP