Zentralbanker: Erste Zinssenkungen vor der Sommerpause werden wahrscheinlicher

Zentralbanker aus Deutschland und Frankreich haben erste Senkungen der Leitzinsen im Euroraum in den kommenden Monaten in Aussicht gestellt.

Zentralbanker aus Deutschland und Frankreich haben erste Senkungen der Leitzinsen im Euroraum in den kommenden Monaten in Aussicht gestellt. „Ich sage mal so: Die Wahrscheinlichkeit nimmt zu, dass wir möglicherweise noch vor der Sommerpause eine Zinssenkung sehen könnten“, sagte der Chef der Bundesbank, Joachim Nagel, am Freitag im Podcast Table Today. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent könnte demnach 2025 erreicht werden.

Der Gouverneur der französischen Zentralbank, François Villeroy de Galhau, hält Zinssenkungen „im Frühjahr“ sogar für „sehr wahrscheinlich“, wie er am Freitag dem französischen Sender BFM Business sagte. Gleichzeitig wies er daraufhin, dass der Frühling von April bis Mitte Juni dauere. Damit umfasse er sowohl die EZB-Sitzung im April als auch die Anfang Juni.

Der EZB-Rat hatte sich am Donnerstag dazu entschieden, die Leitzinsen das vierte Mal in Folge unverändert zu lassen und erklärt, noch „nicht überzeugt genug“ davon zu sein, die Inflationsziele dauerhaft erreichen zu können. Dennoch hätten sich die Daten zuletzt „aufgehellt“, sagte Nagel, der in seiner Funktion auch Mitglied des EZB-Rats ist, bei Table Today. Eine Zusage für sinkende Zinsen sei das nicht. „Wir werden uns jeweils von Sitzung zu Sitzung bewegen.“

Die Europäische Zentralbank hatte die Leitzinsen seit Juli 2022 wegen der ausufernden Inflation zehnmal in Folge erhöht. Erst im Oktober des vergangenen Jahres legte sie erstmals eine Pause ein, die bis heute anhält. Zuletzt verdichteten sich die Anzeichen für Zinserhöhungen bei der Sitzung am 6. Juni.

Ihre Inflationserwartung für das laufende Jahr hat die EZB zuletzt deutlich nach unten korrigiert: Für 2024 erwartet sie eine Teuerungsrate von durchschnittlich 2,3 Prozent, nach 2,7 Prozent im Dezember. 2025 dürften der Prognose nach 2,0 Prozent erreicht werden, für 2026 dann 1,9 Prozent.
© AFP

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