Krefeld – Im bislang bekannten Universum dürfte diese Veranstaltung ein singuläres Ereignis darstellen, fast schon eine Anomalie im Raum-Zeit-Kontinuum. So oder so war es eine ungewöhnliche Idee, die Amtseinführung von Dirk Wellessen an der Gesamtschule Uerdingen wie einen Sternenflug mit der USS Enterprise zu gestalten. Der Schulleiter bezeichnet sich als „Sympathisant“ der TV-Serie – entsprechend hatte sein Kollegium der offiziellen Einführungsfeier das Motto „Star Trek – Next Generation“ verpasst. Und so begann die Rede von Oberbürgermeister Frank Meyer mit einem Zitat des legendären Captains Jean-Luc Picard: „Die Vergangenheit ist geschrieben, aber die Zukunft ist noch nicht in Stein gemeißelt. Wir haben mächtige Werkzeuge: Aufgeschlossenheit, Optimismus, unbändige Neugier.“ Den Schluss daraus zog der OB selbst: „Welch ein schönes Leitmotto wäre das für eine Schule – zumal für eine, die noch so jung ist und noch so viel Zukunft vor sich hat.“
Dirk Wellessen war zehn Jahre lang stellvertretener Schulleiter
Im Juni 2023 hatte Frank Meyer die Gründungsleiterin der Schule, Brigitte Munsch, als Vorgängerin von Dirk Wellessen verabschiedet. Erneut verwies er nun auf die rasante Entwicklung der vergangenen elf Jahre: Aus 120 Schülerinnen und Schülern und zwölf Lehrkräften wurde inzwischen das mehr als Zehnfache. „Trotz der immensen Größe ist viel vom Geist der Anfangstage übriggeblieben: Aufbruchsstimmung; der Mut, Neues zu wagen; die Abneigung gegen Denkverbote; der wertschätzende und unverkrampfte Umgang mit den Schülerinnen und Schülern; nicht zuletzt die familiäre Atmosphäre – das ist auch der Tatsache zu verdanken, dass aus den Anfangstagen noch so viele an Bord sind“, betonte Frank Meyer. Zu dieser „Ursprungsbesatzung“ gehört auch Dirk Wellessen, der zehn Jahre lang Stellvertreter von Brigitte Munsch war, bevor er nun selbst das „Kommando“ übernahm. Auch der neue zweite Mann ist seit den Anfangstagen dabei: Daniel Münstermann komplettiert als Stellvertreter das Leitungsteam der Schule.
Dirk Wellessen, geboren 1967 in Alpen, hat einen durchaus ungewöhnlichen Berufsweg hinter sich. Er wollte eigentlich Journalist werden: Als junger Mann zog es den Sohn eines Architekten und einer Hausfrau nach Göttingen, um Publizistik zu studieren. Erst als er dort keine Wohnung fand, entschied er sich, in Bonn zu bleiben, wo er bereits auf der Hardthöhe seinen Wehrdienst absolviert hatte. Doch in der damaligen Hauptstadt wurde kein journalistischer Studiengang angeboten, also schrieb sich Dirk Wellesen für Deutsch und Geschichte auf Lehramt ein und fand Gefallen daran. Dank seiner eigenen Leidenschaft für Literatur brannte er schon bald für die Idee, ein „besserer Deutschlehrer zu werden als die, die ich selbst erlebt habe“. Nach dem ersten Staatsexamen absolvierte er ab 1995 sein Referendariat an einem kirchlichen Jungengymnasium in Rheinbach. Über eine Vertretungsstelle an einem Gymnasium in Neukirchen-Vluyn kam er 1999 zur ersten Festanstellung an der Realschule in Nettetal-Kaldenkirchen und wechselte von dort 2010 als Konrektor zur Edmund-ter-Meer-Realschule, die wenig später der neuen Gesamtschule Uerdingen weichen musste.
Neuer Schulleiter will „die Schülerinnen und Schüler in den Flow bringen“
Als Fachmann für Stundenpläne und andere organisatorische Herausforderungen wurde Dirk Wellessen Teil des Gründungsteams der neuen Schule. Als ihr Leiter möchte er nun die Digitalisierung ausbauen, den Unterricht stärker an den Prinzipien des „deeper learning“ ausrichten und, wie er selbst sagt, „die Schülerinnen und Schüler in den Flow bringen“. Deshalb liegt ihm besonders die Personalentwicklung am Herzen, also das Suchen und Finden von kreativen Köpfen und Problemlösern, die sein Team verstärken. „Wie man hört, prägen Sie, lieber Herr Wellesen, dieses Team durch Ihre ehrliche und direkte, aber stets konstruktive Art, durch Ihre Ruhe, Ihre Offenheit und durch eine der wichtigsten und manchmal unterschätzen Eigenschaften im beruflichen Miteinander – nämlich Humor“, erklärte der Oberbürgermeister in seiner Rede und erinnerte daran, dass in Corona-Zeiten die E-Mails ans Kollegium von „Lieutenant Commander Wellessen“ an die „gesamte Besatzung“ geschrieben wurden. Ein weiteres Mal zitierte Frank Meyer Jean-Luc Picard: „Man ist immer nur so gut wie die Menschen um einen herum.“
Zum Abschluss wünschte der Oberbürgermeister dem neuen Leiter der Gesamtschule Uerdingen alles Gute für die kommenden Aufgaben: „Dieses Uerdinger Sternenschiff ist bei Ihnen in guten Händen – ob Sie nun unbekannte Welten erforschen, gemeinsame Abenteuer erleben oder einfach eine friedliche Heimat für die gesamte Besatzung bieten möchten. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team dafür Aufgeschlossenheit, Optimismus, unbändige Neugier – und jederzeit einen entspannten, humorvollen Blick auf das Universum und den ganzen Rest.“