Das Kapitalanleger-Musterverfahren wegen der Pleite des Zahlungsdienstleisters Wirecard wird voraussichtlich erst im Herbst dieses Jahr beginnen. Der zuständige Zivilsenat des Bayerischen Oberlandesgericht werde dann mündlich verhandeln, teilte der Gerichtssprecher am Mittwoch mit. Angesichts von über 3500 Verfahrensbeteiligten sei „eine frühere Terminierung nicht organisierbar“.
Die Verhandlung werde aus Platzgründen wohl auch nicht im Sitzungssaal des Bayerischen Obersten Landesgerichts stattfinden können. Nötig ist laut Gericht daher, eine andere geeignete Räumlichkeit in München anzumieten. Der Zivilsenat kläre derzeit ab, wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erwarten sind, so der Sprecher.
Der Wirecard-Bilanzskandal ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik. Die Chefetage soll über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben. Wirecard musste Ende Juni 2020 Insolvenz anmelden. Zahlreiche Anlegerinnen und Anleger verloren viel Geld. Ihre Klage vor dem Oberlandesgericht in München richtet sich gegen den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun, weitere Manager des Unternehmens, den Insolvenzverwalter Michael Jaffé sowie gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die mehr als ein Jahrzehnt lang Wirtschaftsprüfer von Wirecard war.
Vor dem Landgericht München I läuft unterdessen der Strafprozess gegen den früheren Unternehmenschef Braun. Dort sitzen auch zwei weitere ehemalige Wirecard-Manager auf der Anklagebank.
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