Bestätigte erste Schätzung: Wirtschaft zum Jahresende um 0,3 Prozent geschrumpft

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist zum Jahresende 2023 geschrumpft.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist zum Jahresende 2023 geschrumpft: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ging die Wirtschaftsleistung zwischen Oktober und Dezember preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent verglichen mit dem Vorquartal zurück. Die Behörde bestätigte damit erste Schätzungen von Mitte Januar – demnach sank das BIP auch insgesamt im vergangenen Jahr. Der Ausblick auf 2024 bleibt trüb.

Wie die Statistiker in Wiesbaden am Dienstag ausführten, gingen zum Jahresende vor allem die Investitionen in Bauten und Ausrüstungen zurück. Dadurch nahm die Wirtschaftsleistung spürbar ab, nachdem sie in den ersten drei Quartalen des Jahres in etwa stagnierte. Im gesamten vergangenen Jahr ging das preisbereinigte BIP um ebenfalls 0,3 Prozent zurück. Preis- und kalenderbereinigt betrug der Rückgang über das Jahr gesehen 0,1 Prozent.

Der deutschen Wirtschaft hatten im vergangenen Jahr vor allem hohe Kosten, ungünstige Finanzierungsbedingungen, eine schwache Nachfrage im In- und Ausland und letztlich auch die Unsicherheit angesichts des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts enorm zugesetzt. Zwar gab es nun nach „strenger technischer Definition“ 2023 keine Rezession in Deutschland, weil es keine zwei Quartalsrückgänge in Folge gab, wie der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, betonte.

Das sei allerdings letztlich irrelevant – denn die deutsche Wirtschaft sei seit fast zwei Jahren nicht mehr gewachsen und es sei „keine Trendwende in Sicht“. Ähnlich sieht dies das Ifo-Institut in München. „In nahezu allen Wirtschaftsbereichen klagen die Unternehmen über eine rückläufige Nachfrage“, erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Zusätzlich zu einer rückläufigen Nachfrage würden die Unternehmen „durch eine Reihe von Sonderfaktoren belastet“, etwa den hohen Krankenstand und die Streiks bei der Bahn.

Das Ifo-Institut rechnet auch für das erste Vierteljahr im neuen Jahr mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um weitere 0,2 Prozent. Das IMK der Böckler-Stiftung erwartet im ersten Quartal „bestenfalls ein minimales Wachstum“ und im gesamten Jahr 2024 einen erneuten Rückgang der Wirtschaft um 0,3 Prozent. Auch der ING-Analyst Carsten Brzeski erwartet, dass Deutschland die „Dämmerzone zwischen Stagnation und Rezession“ nicht so schnell verlassen wird.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erwartet ebenfalls anhaltend große Herausforderungen für die deutschen Unternehmen. In den Betrieben wachse der Frust, erklärte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. Die Unternehmen benötigten „dringend verlässliche und bessere Rahmenbedingungen“, etwa bei der Energieversorgung, der Fachkräftesicherung und der Infrastruktur.

Im europäischen Vergleich steht die Bundesrepublik mit den Konjunkturzahlen schwach da: So wuchs etwa das Bruttoinlandsprodukt in Spanien 2023 um deutliche 2,5 Prozent – das Land hatte vor allem von einem touristisch starken Sommer profitiert. Die französische Wirtschaft legte um 0,9 Prozent zu, in Italien wuchs die Wirtschaft im vergangenen Jahr um 0,7 Prozent. In Portugal gab es 2023 mit 2,3 Prozent ebenfalls ein deutliches Wachstum.

In all diesen Ländern legte die Wirtschaft im letzten Quartal 2023 entweder zu oder sie stagnierte. Für die Wirtschaft in der gesamten EU sowie der Eurozone vermeldete das Statistikamt Eurostat – gebremst von der Entwicklung in Deutschland – zum Jahresende eine Stagnation. Für das Jahr 2023 verzeichnete das Statistikamt insgesamt ein leichtes Wachstum von 0,5 Prozent im Jahresvergleich.
© AFP

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