Düsseldorf – In einer rund 120 Gemälde. Skulpturen, Papierarbeiten und Glasobjekten umfassenden Ausstellung untersucht der Kunstpalast die bislang kaum beleuchteten Spuren in der Kunst nach 1950. Charakteristische Arbeiten unterschiedlicher Stilrichtungen der Nachkriegskunst wie Informel, Abstraktion oder ZERO sind in zehn Künster*innen-Räumen mit ausgewählten Werken des Barocks aus dem Bestand der Sammlung des Kunstpalasts und der Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf vereint.
Dabei überrascht auf den ersten Blick die Konfrontation der Arbeiten von Karl Otto Götz, Dorothy Iannone, Dieter Roth, Niki de Saint Halle, Bernard Schultze, Hann Trier und anderen mit barocken Werken von z.B. Agostino Carracci, Giovanni Battista Gaudi oder Hendrike Goltzius. Doch die dialogische Zusammenstellung verdeutlicht dem Betrachter, wie viele Künstler*innen nach 1950 künstlerische Prinzipien des Barocks in ihrem eigene Schaffen reflektieren. So finden sich im Werk von Hann Trier seit den späten 1950er Jahren immer wieder Zitate und Anspielungen auf barocke Kunst. Bei Dieter Roth hingegen ist das Thema von Zeit und Vergänglichkeit, das sein künstlerischen Ausdruck im Verwesungsprozess seiner Materialbilder findet.
Die Kunst des Barocks ist ein Appell an das Gefühl. Sie wendet sich dem Publikum unmittelbar zu. Die Dargestellten blicken oder weisen auf die Betrachtenden, um sie in das Geschehen einzubinden. Zahlreiche Künstler*innen nach dem zweiten Weltkrieg widmeten sich auf ihre Suche nach einem Neuanfang Themen, die auch die barocken Künstler*innen bewegt hatten: festliche Spektakel, Liebe und Leidenschaft, Anitas und Vergänglichkeit. Aber auch im Spiel mit Licht uns Schatten, in der Komposition von Bewegung und Dynamik und nicht zuletzt im Konstruieren neuer Erfahrungsräume lassen sich Epochen übergreifende Parallelen aufzeigen.
Den Ausgangspunkt für die Gegenüberstellung der Werke bilden die Arbeiten der modernen Künstler*innen aus der Stiftung Sammlung Kemp. Seitdem der Steuerberater, Kunstsammler und Künstlerfreund Willi Kemp im Jahre 2011 dem Kunstpalast seine fast 3000 Werke umfassende Sammlung mit Fokus auf Kunst des Informel, ZERO und der Farbfelsmalerei überlassen hat, präsentiert das Museumsregelmäßig Ausstellungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten aus dieser Schenkung. Die Ausstellung Barock Modern ermöglichst einen neuen, ungewöhnlichen Blick auf die Kollektion.
Die Ausstellung präsentiert in einem Gesonderten Raum eine Hommage an Willi Kemp. Verschiedene Archivalien und Fotografien aus dem Nachlass werfen Schlaglichter auf die Vielseitigen Interessen des Sammlers der mit vielen Künstlern in langjähriger Freundschaft verbunden war.
Die Ausstellung ist vom 25. August bis zum 17. Oktober 2021 im Kunstpalast zu sehen.