Weltweit leben einer aktuellen Zählung zufolge noch etwa 245.000 Überlebende des Holocaust. Fast die Hälfte von ihnen lebt in Israel, etwa 14.200 sind es in Deutschland, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Demografie-Studie der Jewish Claims Conference hervorgeht. Das Durchschnittsalter der Überlebenden liegt bei 86 Jahren. 95 Prozent der heute lebenden Überlebenden gelten als so genannte Child Survivors. Im Durchschnitt waren sie bei Kriegsende sieben Jahre alt.
„Unser Bericht trägt erstmals die demografischen Daten von Shoah-Überlebenden in der ganzen Welt zusammen“, erklärte Rüdiger Mahlo von der Jewish Claims Conference. Dass 5,8 Prozent der Holocaust-Überlebenden ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, sei „ein Zeichen für die Stabilität der deutschen Demokratie, die wir verteidigen und erhalten müssen“.
Der Demografie-Studie zufolge leben heute Holocaust-Überlebende in mehr als 90 Ländern. 18 Prozent leben in Westeuropa, die Hälfte davon in Frankreich. Auch in Nordamerika leben 18 Prozent, zwölf Prozent sind es in Ländern der ehemaligen Sowjetunion. In Israel leben 119.000 Überlebende der Shoah (49 Prozent). 61 Prozent der Überlebenden sind weiblich, insgesamt 0,6 Prozent älter als 100 Jahre.
Der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor, erklärte, die Daten zeigten nicht nur, „wie viele Überlebende es gibt und wo sie leben“. Sie machten außerdem deutlich, „dass die meisten Überlebenden einen Lebensabschnitt erreicht haben, in dem sie immer mehr Betreuungs- und Pflegeleistungen benötigen.“ Jetzt sei es an der Zeit, „dass wir diesen Menschen, deren Zahl dramatisch abnimmt, doppelt so viel Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Denn jetzt brauchen sie uns am nötigsten“.
Die 1951 gegründete Jewish Claims Conference ist ein Zusammenschluss mehrerer jüdischer Organisationen, die sich für die Entschädigung der Opfer von NS-Verbrechen einsetzen. Ihr Sitz ist in New York; weitere Büros hat die Organisation in Frankfurt am Main, Wien und Tel Aviv.
Am Samstag wird weltweit der Opfer des Holocausts gedacht. Der internationale Gedenktag findet 79 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau statt. Am Mittwoch kommender Woche ist die diesjährige Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag geplant. Die Auschwitz-Überlebende und Publizistin Eva Szepesi und der Sportjournalist Marcel Reif, der Sohn eines Holocaust-Überlebenden ist, sollen Reden halten.
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