Krefeld – „Das ist heute eine vorgezogene Bescherung für mich“, freut sich Ralph Schürmanns. Zum Jahresende geht der Krefelder Musikschulleiter in Pension. „Und davor erfüllt sich noch ein langgehegter, persönlicher Wunsch von mir“, sagt er. Die Harfe war bislang das einzige Orchesterinstrument, das an der Musikschule noch nicht unterrichtet wurde – das ändert sich nun. Sieben brandneue Instrumente aus Italien stehen ab Januar für den Unterricht zur Verfügung. „Dafür bin ich unserem Förderverein sehr dankbar“, betont der Musikschulleiter. Die Unterstützung durch den Förderverein wurde durch eine großzügige Erbschaft von Gabriele Braun, einer ehemaligen Musikschulschülerin, an den Verein ermöglicht.
Auf der Bühne der Musikschule stehen die neuen Stars zum ersten Mal im Rampenlicht. Zur Premieren-Präsentation wurden sie der Größe nach aufgereiht. Die kleinste hat 27, die größte 38 Saiten. „Natürlich stellt man sich bei Harfe zunächst eine große Doppelpedalharfe vor, die wir in den großen Orchestern sehen können“, so Schürmanns. Aber genauso wenig, wie ein Klavieranfänger gleich mit einem Konzertflügel beginne, sei eine Konzertharfe für den Anfangsunterricht weder sinnvoll noch nötig. „Das sind irische oder auch keltische genannte Hakenharfen“, so Schürmanns. Die Saiten werden jeweils über einen Haken gespannt und damit gestimmt beziehungsweise deren Tonlage verändert.
„Trotz ihrer Größe sind es aber keine Kinderinstrumente“, betont Harfenlehrerin Uta Deilmann. Sie leitet ab Januar jeweils mittwochs den künftigen Unterricht. „Wir können schon mit Vorschulkindern den Unterricht beginnen, aber der Einstieg ist auch mit 80 Jahren noch möglich“, so Deilmann. Schon nach ein paar Stunden erlerne man auf einer Harfe das Spielen. Sie hat bereits als Kind ihre Liebe für das Saiteninstrument entdeckt. Deilmann studierte an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf und war Stipendiatin der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung Herdecke. Die Harfenistin spielte mit diversen Orchestern. Seit Mitte der 1990er-Jahre unterrichtet sie.
Mit der Vorstellung des neuen Unterrichtfaches möchte Schürmanns auch mit klassischen Vorurteilen gegenüber der Harfe aufräumen: Die Harfe sei eben kein Instrument nur für wohlhabende Menschen. „Neben dem Einzelunterricht wird auch ein Partnerunterricht möglich bei uns sein“, sagt Schürmanns. Die Kosten seien vergleichbar mit denen des Klavier-Unterrichtes. Zudem können Anfänger Instrumente in der Musikschule leihen. Und die Harfen müssen nicht transportiert werden, sie stehen den Schüler vor Ort zur Verfügung. „Man muss nur seine Noten mitbringen“, sagt der Musikschulleiter.
Die Einführung des neuen Fachs und den Kauf der Harfen betrachtet Schürmanns als Auftakt. Über kurz oder lang werde wohl auch der Erwerb einer Konzertharfe notwendig werden. „Das ist aber eine Aufgabe für meinen Nachfolger“, sagt Schürmanns. Und Roman Marreck, der zum neuen Jahr die Leitung übernehmen wird, sieht es genauso: „Es ist jetzt ein Grundstein gelegt.“ Gerade vor dem Hintergrund der sozialen Ermäßigungen sollte es jedem möglich sein, auch dieses Instrument zu erlernen. „Wir haben ja auch einen Probezeitraum von vier Monaten, ob ein Instrument zu einem passt oder nicht und nicht nur eine Schnupperstunde“, so Marreck. Wie beliebt das Instrument sei, zeige sich immer wieder bei dem Wettbewerb „Jugend musiziert“, an dem die Musikschule der Stadt Krefeld seit vielen Jahrzehnten mit Schülern erfolgreich teilnimmt. Eine Anmeldung für den Harfen-Unterricht ist ab sofort möglich. Kontaktdaten stehen unter www.musik.krefeld.schulen.net.