Umfrage: Jeder Dritte zieht trotz schwacher Wirtschaft Jobwechsel in Betracht

Viele Beschäftigte in Deutschland sind laut einer McKinsey-Umfrage unzufrieden mit ihrem Job.

Zu wenig Gehalt, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten oder unflexible Arbeitszeiten: Viele Beschäftigte in Deutschland sind laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens McKinsey unzufrieden mit ihrem Job. Mehr als jeder dritte Befragte (37 Prozent) zieht eine Kündigung in den nächsten drei bis sechs Monaten in Betracht. Zugleich erwartet die Mehrheit der Befragten, dass sich Künstliche Intelligenz (KI) auf ihre Arbeit auswirken wird.

Für die repräsentative Umfrage, die AFP am Dienstag vorlag, wurden im Spätsommer insgesamt 1012 Beschäftigte befragt sowie zusätzlich auch Personalverantwortliche aus 500 Unternehmen in Deutschland.

Bei den Beschäftigten geben insgesamt rund zwei Drittel der Befragten an, mit ihrem Arbeitgeber zufrieden zu sein. Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine hohe Wechselbereitschaft. 23 Prozent der Befragten halten einen Abschied von ihrem bisherigen Job in den kommenden drei bis sechs Monaten für möglich, sechs Prozent für wahrscheinlich, vier Prozent für sehr wahrscheinlich und weitere vier Prozent für so gut wie sicher.

Es sei „erstaunlich“, dass sich an dieser Wechselbereitschaft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer „auch angesichts der Wirtschaftskrise“ nichts geändert habe, kommentierte McKinsey-Personalexperte Julian Kirchherr die Umfrageergebnisse.

Zudem scheine „der aktuelle Hype“ um sogenannte generative KI – also künstliche Intelligenz, die selbst Inhalte generieren kann – für „zusätzliche Verunsicherung und ein besonderes Bedürfnis nach Information und Weiterbildung zu sorgen“, erklärte Kirchherr. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) erwartet, dass generative KI ihren Job in den nächsten Jahren beeinflussen wird; 45 Prozent bereitet in diesem Zusammenhang ein womöglich drohender Personalabbau Sorge.

Je nachdem, wie umfänglich und sinnvoll generative KI in den Unternehmen eingesetzt werde, habe die Technologie aber auch das Potenzial, „die Unzufriedenheit und Wechselbereitschaft der Beschäftigten spürbar zu senken“, gab Kirchherr zu bedenken. „So könnten Routine-Aufgaben an die Künstliche Intelligenz delegiert und der eigene Job dadurch aufgewertet werden“, erklärte er.

Für die langjährige Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber sind laut der Umfrage für die befragten Angestellten vor allem eine angemessene Vergütung und Zusatzleistungen der wichtigste Faktor (58 Prozent), gefolgt vom Betriebsklima (48 Prozent) und flexiblen Arbeitszeiten (41 Prozent).

Anders gewichtet wird dies allerdings von den befragten Personalentscheiderinnen und -entscheidern: Die Vergütung und Zusatzleistungen kommen bei ihnen mit 36 Prozent nur auf Platz vier. Die meistgenannten Faktoren sind das Betriebsklima (53 Prozent), die Arbeitsplatzsicherheit (41 Prozent) und flexible Arbeitszeiten (41 Prozent).,“Die Ergebnisse zeigen: Ein warmer Handschlag und der Kicker im Gemeinschaftsraum reichen nicht aus, um Mitarbeiter zu halten“, kommentierte McKinsey-Personalexperte Kirchherr. „Gerade in Zeiten von Inflation muss man auch auf eine angemessene Vergütung achten.“

Einen deutlichen Unterschied zwischen Personalern und Beschäftigten gibt es der Umfrage zufolge auch beim Faktor Work-Life-Balance. 40 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten diesen Faktor für wichtig ist, um langfristig im Unternehmen zu bleiben. Bei den befragten Personalentscheidern sagen dies lediglich 30 Prozent.
© AFP

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